Zu den aus Übersee eingewanderten großen Verkaufsportalen habe ich ein gutes Verhältnis. Das muß gesagt werden. Es gehört bei gewissen Kollegen, die sich eher im Edelsektor unseres Gewerbes anzusiedeln wünschen, zum guten Ton, auf Ebay und Amazon reflexartig zu schimpfen, sie verächtlich zu machen. Was früher als "ZVAB-Bashing" beobachtet werden konnte, ich hatte mich auch daran beteiligt, richtet sich heute gegen das "umständliche" und "billige" Ebay und das "herrschsüchtige" und "schlecht gestaltete" Amazon.
Natürlich ist was dran an dieser Kritik. Aber wir sollten nicht beim Mäkeln stehen bleiben, sondern
*positiv denken
und nicht vergessen, daß, trotz der beachtlichen Umsatzzahlen beider US-Portale im deutschen Bereich, wir noch immer in der Lage wären, eine eigene deutsche Verkaufsdatenbank auf die Beine zu stellen, die im Eigenbesitz der Antiquare verwaltet werden könnte. Die Erfüllung eines alten Traumes ausgerechnet jetzt - wie das?
Beide Verkaufsportale sind Teil eines weltweiten virtuellen Warenhauses. Dies macht sie sehr unbeweglich. Bei Ebay ist es besonders gut zu sehen. Die Buchabteilung, in der ich seit einigen Jahren eigene praktisch Erfahrungen sammeln konnte (übrigens, dies dem hämischen Börsenblatt ins Stammbuch geschrieben, oft auch im Tausend-Euro-Bereich bei Titeln des 16. und 17. Jahrhunderts und nicht nur mit den skurrilen "Goldbänden"), ist zum Teil geradezu grotesk gegliedert, die Aufspieltechniken geraten auch mit Turbolister ganz fürchterlich zeitaufwendig, fast alles, bis hin zum Bilderdienst, schreit gen Himmel - bei näherem Zusehen immer wieder nur deshalb, weil der Koloß "Ebay" den Altbuchbereich eher als Lappalie betrachtet, für ihn keine Sonderregeln einführen will und wohl auch nicht kann. Richtig betrachtet ist beim Altbuchabsatz über Ebay erstaunlich, daß er t r o t z der immensen dort aufgestellten Hindernisse zustande kommt.
Bei Amazon muß ich, übrigens in dankbarer Anerkennung eines freundlichen, schnellen Kundendienstes, leider von einer aus der Sicht des Altbuchhandels ganz verhunzten Datenbank sprechen. Für Randbereiche und stichwortartige Abfragen, etwa bei alter Graphik, recht gut geeignet, erweist sich ansonsten der ganze Amazon-Mechanismus im "echten" Antiquariatsfeld jenseits der ISBN-Titel als fürchterlich schlecht gegliedert. Man kann nicht die deutsche Bücherwelt vor 1945 mit der Naivität eines Volksbibliothekars in Middletown (Nebraska) anbieten. Die ganzen, im Neubuchbereich wirklich guten Addons wie personalisierte Querverbindungen, Rezensionen usw. , sind für unsere deutschen Verhältnisse im Bereich der älteren Bücher weitgehend unbrauchbar, wie bei Ebay liegt das tief in der Struktur begründet und kann kaum oder gar nicht behoben werden. Für moderne Titel sehr gut geeignet, für ältere ganz und gar untauglich.
Das ist die große Chance des Augenblicks. Der deutsche Sprachraum ist von der übrigen Welt abgeschottet. Deutsche Leser kaufen nur ganz vereinzelt Titel aus Übersee, aus Frankreich schon gar nicht. Alle Planungen in diese Richtung schlagen fehl. Wenn deutschen Portalen sonst nichts einfällt, integrieren sie flugs die fremsprachigen Bücherportale der Welt - mit täppisch-blöden Resultaten im Promillebereich.
Die neue Datenbank der Antiquare sollte von Amazon die Übernahme f e s t e r Titeldatensätze abkupfern und von Ebay die unerhört freizügige Verwendung von F o t o s bzw. Scans.
Will sagen, daß die zum Teil stümperhafte, immer aber mühsame Titelaufnahme mit oder ohne w+h ein für alle mal in der bisherigen Form abgeschafft werden muß. Nicht (nur) aus Zeitgründen des Antiquars, sondern weil sie den Lesefluß in unerträglicher Weise stört und eine a k t i v e Titeleingabe durch die Antiquare verunmöglicht.
Ferner ist die Bedeutung des "Sehens" eines alten Buchs inzwischen ebenso groß geworden wie die sorgsame Titelaufnahme und Zustandsbeschreibung. Ebay hat die Sehgewohnheiten der deutschen Käufer entscheidend verändert. Was ich im Bild vorzeigen kann, das ist schon halb verkauft. Ohne Bild läuft nichts mehr. Und gerade bei den besseren Büchern sollten es mehrere Scans sein, also auch den Versuch einer Innenansicht gilt es einzuführen.
Nun einfach ein praktisches Beispiel für die Veränderung, die durch mein System eintreten würde. Erst einmal die ZVAB-Titelaufnahmen zu "Rosenberg, Dunkelmänner" (Verzeihung, besonders blöde Titel eignen sich immer gut als Muster):
Rosenberg, Alfred.
AN DIE DUNKELMÄNNER UNSER ZEIT: EINE ANTWORT AUF DIE ANGRIFFE GEGEN DEN "MYTHUS DES 20. JAHRHUNDERTS"
Munich Hoheneichen Verlag
Paper Wrappers Edition: First Edition (?) Top margin of title page clipped (i. E. To remove previous owner's name) , Very Good Condition. ; 8vo; 112 pages; Inside of rear wrapper advertises other Rosenberg works for sale by the Nazi Party Central Publishing House Title translates as: ON THE OBSCURANTISTS OF OUR TIME: AN ANSWER TO THE ATTACKS ON THE "MYTH OF THE 20TH CENTURY. "
[Schlagwörter: Holocaust Jewish Germany German Jews WW II World War II Genetics Race Judaica Jewish History Nazism Antisemitism Antisemitica]
12 E
Rosenberg, Alfred.
An die Dunkelmänner unserer Zeit.
Eine Antwort auf die Angriffe gegen den 'Mythus des 20. Jahrhunderts'. München: Hoheneichen-Verlag, 22. Aufl. 421. - 440. Tsd. (1935). OPbd. 112 S. - 22 x 14,5. * Gut erhaltene NS-Kampfschrift ! .
Artikel-Nr.: 046308
10 E
Rosenberg, A.
An die dunkelmänner der Zeit - eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythus des 20. Jahrhunderts
Hoheneichen Verlag München 1935
Paperback 112 Seiten, 12x20 BN15156
altersentsprechende Spuren
[Schlagwörter: Drittes Reich]
Sprache: Deutsch
14 E
[Rosenberg -]
Rosenberg, Alfred:
An die Dunkelmänner unserer Zeit.Eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythus des 20.Jahrhunderts.
München Hoheneichen-Verlag 7.Auflage o, o.J..
112 Seiten. 8°,Farbiger Originalpappeinband
Ausschnitt aus Titelblatt ordentlichhinterlegt.Name auf Titelblatt mit Tippex getilgt.
Sprache: Deutsch
12 E
ROSENBERG, Alfred:
An die Dunkelmänner unserer Zeit. Eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythus des 2o. Jahrhunderts. 41. - 60. Ts.
Mnchn: Hoheneichen o.J. (1935).
112 S. Okart
*** (Vorders.d. Einbandes u. die ersten Bll. etwas verknickt)
[Schlagwörter: [Deutsche Geschichte: NATIONALSOZIALISMUS]]
Artikel-Nr.: 565
12 E
Rosenberg, Alfred
An die Dunkelmänner unserer Zeit - Eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythos des 20. jahrhunderts
Hoheneichen, München (1935), 21. Aufl., 112 S., Okart., Einband leicht verknickt, Seiten leicht gebräunt
[Schlagwörter: Geschichte - Wirtschaft - Politik]
Artikel-Nr.: 51582
7,50 E
ROSENBERG, Alfred:
AN DIE DUNKELMÄNNER UNSERER ZEIT - Eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythos des 20.Jahrhunderts - NS - Schrift -
München. Hoheneichen (1935) 23. Aufl.,
112 S. OKarton brosch., (beiliegend einige Zeitungsartikel 1935), gut erhalten
Sprache: Deutsch
Artikel-Nr.: 6300
12 E
Rosenberg, Alfred.
An die Dunkelmänner unserer Zeit: Eine Antwort auf die Angriffe gegen den "Mythus des 20. Jahrhunderts". 5. Aufl.
München, Hoheneichen Verl., [1935]
8°. 112 S. OBr. Abgabe nur gegen Revers.
Sprache: de
[Schlagwörter: Deutschland Nationalsozialismus]
Artikel-Nr.: 61989-01
18 E
Rosenberg, Alfred
An die Dunkelmänner unserer Zeit. Eine Antwort auf die Angriffe gegen den "Mythus des 20. Jahrhunderts"
München Hoheneichen-Verlag
Broschur, 112 Seiten, Einband etw. angeschmutzt/beschädigt, insges. etw. gebrauchsspurig.
Zufriedenstellend
12 E
Um das grausame Spiel nicht zu weit zu treiben, habe ich nur das erste Viertel der Titelaufnahmen aus dem ZVAB einkopiert. Auch verzichte ich auf die notwendige, selbstverständliche Angabe von Porto bzw. Steuersatz. Jenes verhältnisblödsinnige Erbübel des ZVAB, unentwegt beibehalten und von mir schon vor xy Jahren beanstandet, das stereotype Sätzchen "[nach diesem Titel suchen]" habe ich automatisch extrahiert.
Nun folgt meine Datenbank mit den gleichen Titeln:
Rosenberg, Alfred.
An die Dunkelmänner unserer Zeit: Eine Antwort auf die Angriffe gegen den "Mythus des 20. Jahrhunderts".
München: Hoheneichen-Verlag, ab 1934
Broschur, 112 S., 22 x 14,5
- 12 E... (R18, 046308)
- 10 E... (K12, 046308).....22. Aufl. 421. - 440. Tsd. (1935). Gut erhaltene NS-Kampfschrift !
- 14 E... (S31, BN15156)....1935. altersentsprechende Spuren
- 12 E... (L03, 13422)........7.Auflage, o.J.. Farbiger Originalpappeinband. Ausschnitt aus Titelblatt ordentlich hinterlegt.Name auf Titelblatt mit Tippex getilgt
- 12 E... (S21, 21385) ....... 41. - 60. Ts. Vorders.d. Einbandes u. die ersten Bll. etwas verknickt, Seiten leicht gebräunt
- 12 E... (L31, 6300) ........ OKarton brosch., (beiliegend einige Zeitungsartikel 1935), gut erhalten
- 18 E... (Z04, 61989-01) .. 5. Aufl., OBr. Abgabe nur gegen Revers.
- 12 E... (K13, 2341a) ....... Einband etw. angeschmutzt/beschädigt, insges. etw. gebrauchsspurig.
Wegen der beschränkten graphischen Mittel dieses Blogs habe ich "Freiräume" hier mit .... wiedergegeben. An Stelle der Pünktchen stellen Sie sich bitte einfach Leerspace vor.
Die Datenbank arbeitet mit dem eingebenden Antiquar online zusammen. Der Antiquar ruft das Titelfeld mit zwei Stichworten auf, in die erscheinende Maske trägt er seine Zustands-, Preis- und Nummernangaben ein, ebenso seine - beliebig lange - Einschätzung zu Bedeutung des Buchs usw. Natürlich kann und wird auch das nach w+h-Manier automatisierbar sein. Das Kürzel (Beispiel) "S21" verweist in direkter Verlinkung auf die Seite des Antiquariats, danach folgt die interne Buchnummer. Rechts befindet sich natürlich neben jedem Titeleintrag der zugehörige "Kaufen"-Button, der hier etwas zierlicher ausfällt.
Antiquare dürfen bei Titeln, für die noch kein Vorlagetitel existiert, ihre eigene Titelaufnahme als "vorläufig" einspielen. Die wird dann mit GBV, KuK usw. von der Datenbankredaktion überprüft und erst dann freigegeben. Also ein abgewandeltes Wiki-System.
Der korrekten Erstellung des Vorlagetitels kann bei meinem System eine weitaus größere Aufmerksamkeit zugewendet werden als bisher - die Arbeit muß ja nur einmal geleistet werden.
Diese neue Datenbank kann nur innerhalb e i n e s Sprachbereichs vernünftig geleistet werden. Sie ist in der Benutzung so viel angenehmer als die bisherigen Systeme, daß sie im Handumdrehen den abgeschotteten deutschen Altbuchmarkt erobern wird. Träger sind natürlich alle Antiquare, die Organisation ist nur genossenschaftlich oder - besser - vereinsmäßig denkbar.
Das Foto gehört der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar
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