Sonntag, 19. September 2010

Unsere Webseitenkritik: "Antiquariate im Netz" des Kollegen Höfs



Im Börsenblatt weist Antiquar Höfs auf sein Antiquariatsportal hin. Er möge mir gestatten, einen kleinen Test durchzuführen.

Kollege Höfs sollte nicht mit Formulierungen arbeiten, die hart an der Grenze zum Mißverständlichen liegen. Wenn er schreibt "Antiquariate im Netz", dann kann das zwar bedeuten Liste/ Portal /Verzeichnis "einige(r) Antiquariate, die sich im Netz befinden", kann aber ebensogut meinen, "die (der) Antiquariate, die sich im Netz befinden". Im ersten Fall wäre es korrekt, im zweiten Fall Roßtäuscherei. Dieser Hinweis ist besonders dann notwendig, wenn die Zahl der von ihm aufgenommenen Kollegen geradezu lächerlich klein ist im Verhältnis zu der wirklichen Netzpräsenz der Antiquariate.

Ich hatte ihn schon vor zwei Jahren darauf hingewiesen im "Börsenblatt". Vermutlich muß ich den gleichen Text noch öfter schreiben.

Fragwürdig und nicht sehr seriös verhält sich Höfs, wenn er einige Zeilen darunter locker formuliert "Register der deutschsprachigen Antiquariate". (Daß dabei "Der" noch klippschulhaft falsch mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben wird, paßt dazu). Korrekt wäre die Überschrift: "Register einiger ausgewählter deutschsprachiger Antiquariate".

"Finden Sie den Weg in das professionelle Antiquariat" ist kein Deutsch. Meint Höfs nun eine Aufforderung mit vergessenem Ausrufezeichen, will er am Ende einen gedachten Doppelpunkt haben und meint "So finden Sie...", wie auch immer, unsere Kunden sind extrem sprachempfindlich und verzeihen uns dergleichen Schnitzer nicht.

""Der Antiquar ist gelehrter als ein Kaufmann und kaufmännischer als ein Gelehrter ". Nach diesem alten Motto arbeiten viele Antiquariate"

Dies als fettgedruckten Einleitungstext zu verwenden ist, kollektiv auf uns Antiquare angewendet, Angeberei pur. Wer unter uns seltsamen Wesen, Antiquare genannt, wirklich gelehrt ist, der würde sich eher die Zunge abbeißen als so anzugeben. Höfs zitiert hier ja nur einen seiner Ansicht nach kuranten Spruch (ich hab ihn noch nie gehört), aber der gute Geschmack verbietet solche Zitate.

"Ob Sie wissenschaftliche Interessen verfolgen, sich der Literatur verschrieben haben, oder nur ein Buch aus Jugendtagen suchen,"   Das zweite Komma vor "oder"  ist  s e h r  falsch. Lieber Kollege, lassen Sie doch bitte wenigstens die Einführungstexte auf der ersten Seite gegenlesen!

"im Kompetenz-Netzwerk der Antiquariate". - Das ist modernistischer Schwulst, Angeberei und, angesichts der kümmerlichen Webleistungen einiger Kollegen, einfach nur  p e i n l i c h.  Merken Sie das nicht?

"Lernen Sie hier unsere Mitgliedsantiquariate umfassend kennen und nutzen Sie deren Beratung und Kompetenz."  - Wie bitte soll das vonstatten gehen? "Umfassend" - ich bitte Sie! Haben Sie sich die oft beleidigende, sprachlose Kürze vieler Kollegenseiten denn nicht angesehen? Sprechen nicht die meisten Seiten jeglicher "Kompetenz" Hohn?

"Nutzen Sie projektbegleitend den Service der Literaturbeschaffung aus einer Hand." - Das ist schwurbeliger Unsinn. Wenn Sie was damit meinen - ich habe meine Zweifel - dann müssen Sie es erklären. "Projektbegleitend", "aus einer Hand" - das ist hohle Wortklingelei.

"Viele Titel, die sich nicht im Internet finden lassen, können dennoch durch weltweite Kontakte und Kooperationen der Antiquariate besorgt werden." - Das ist in dieser Form gesagt  f a l s c h, es ist unwahr, und Sie wissen das auch. Für verschwindend wenige hochpreisige Titel mag es im Einzelfall gelten, ist aber äußerst selten.

"...viele unserer Mitgliedsunternehmen auf zum Teil jahrhundertealte Traditionen zurückblicken können und diesen auch verpflichtet sind. Hierzu gehören kompetente Beratung, ein hoher Qualitätsanspruch und bester Service. " - Ich nenne so etwas, nach meiner persönlichen Einschätzung, erstklassige Schleimerei. Natürlich wünschen wir uns alle, daß es so wäre - aber solche nur punktuell angestrebten Idealziele dürfen Sie doch nicht als Behauptung in den Raum stellen! Wo bleibt überhaupt Ihr guter Geschmack?

"Heute steht das Antiquariat unter Nutzung der modernen Kommunikation auf der Höhe der Zeit, das Internet hat vielfach den bewährten Katalog abgelöst und es ist gelungen, die Tradition mit der Moderne erfolgreich zu verknüpfen. " - Glauben Sie, was Sie da sagen? Die Mehrzahl der gebeutelten, gestreßten, unter Abhängigkeiten seufzenden Kollegebn haut Ihnen diesen Satz um die Ohren.

"Verkauft wird nur das was von vielen gefragt wird, ist die Philosophie des modernen Handels, wie er auch von großen Buchhandlungen und Verlagen betrieben wird." - In diesem Satz steckt neben Babydeutsch auch ein massiver Fehler, der schon im Deutschaufsatz eines Sextaners zur Abwertung führen würde.

"Genau wie die großen öffentlichen Bibliotheken sammelt der Antiquar Bücher aller Fach- und Literaturgebiete ohne erst einmal vorrangig auf die Verkaufbarkeit zu achten." - Vor "ohne" fehlt ein Komma. Von der Aussage her ist dieser Satz relativer Unsinn.

"Rechnet man jedoch den eingesparten Aufwand für die Suche nach dem seltenen Werk dagegen, die ja vom Antiquariat schon geleistet wurde, ist der Preis in den meisten Fällen berechtigt oder sogar äußerst preiswert." - Jeder Kunde weiß, daß das Antiquariat keineswegs den Titel "gesucht" hat. In aller Regel kommt er aus Ankäufen herein, automatisch. Die Fälle, in denen ein Antiquar für seinen Kunden überhaupt noch suchen darf oder kann, sind ganz selten geworden - leider. Mit der "Sucharbeit" können Sie doch unsere Preise nicht begründen!

"Besuchen Sie ein Antiquariat, tauchen Sie ein, in den Charme vergangener Zeiten" - - und Sie, werter Kollege Höfs, tauchen erst einmal auf aus dem Kitschbrei der Courths-Mahler, wenns beliebt. Und tilgen Sie den Sprachschnitzer mit dem hier verbotenen zweiten Komma.

Ihre Werbung sehe ich kraft meiner Mozilla-Einstellungen nicht. Ich bin aber durchaus Ihrer Meinung, die Sie gestern im Börsenblatt äußerten, daß Werbung auf solchen Seiten legitim und vernünftig sei. Das Facebook-Kästchen ist Geschmacksache. Mir liegt es eher nicht, aber da halte ich mich außen vor.

Die Bundesland-Kartendarstellung ist angesichts der heutigen Darstellungsmöglichkeiten geographischer Koordinaten denkbar unbefriedigend. Sie überschätzen auch die Einteilung im Kopf des Kunden - der registriert keineswegs immer nach "Bundesländern". Da haben Sie eine unglückliche Rubrizierung gewählt.

Daß Sie "Braunschweig" nach Baden-Württemberg verlegen, wird Herrn Jauch nicht freuen. Bitte das Publikum fragen - 99%...  - Wir klicken, und lesen ergriffen Ihren Text: "Antiquariate in Braunschweig:
Kein Antiquariat gefunden. Es ist kein Antiquariat in Braunschweig vetreten."

Lieber Kollege, so geht das alles nicht. Sie  m ü s s e n  formulieren "kein Mitgliedsantiquariat", sonst komme ich Ihnen z.B. im Fall Freiburg hurtig mit einer Ermahnung angelaufen. (Er-, nicht Ab-). Sie dürfen die Kollegen nicht diskriminieren. - Und dann: Bitte nicht derart schludern, daß Sie in vertreten das "r" weglassen.

Ihr stures "Herr Veit Elsenhans", "Frau Michaela Weiers" unter der nüchternen Spitzmarke "Inhaber" wirkt linkisch, interessiert den Kunden auch nicht sehr, der will den Firmennamen, die eingeführte Bezeichnung des Antiquariats wissen. Deckt sich er mit dem Inhabernamen, schön. Aber oft ist das nicht der Fall.

Der stereotyp so wiederholte Link "Selbstdarstellung von Antiquariat Elsenhans ansehen" ist ganz unmöglich. Es handelt sich da doch nicht um "Selbstdarstellungen", sondern um den (oft mißglückten) Versuch, das eigene Antiquariat in einigen Sätzen "herüberzubringen". Das können die wenigsten Kollegen selber leisten.

Gelingt es, wie im nebenstehenden lebendigen und sympathischen Beispiel eines Antiquariats in Düsseldorf, dann erscheint plötzlich der allzu starre Rahmen Ihrer vorgegebenen Seite hinderlich. Noch mehr gilt das für die eingestellten Bilder.  Eine schwierige Frage, an der auch ich zur Zeit knabbere. Patentlösungen gibt es wohl nur in Form der eigenen redaktionellen Bearbeitung aller Seiten durch eine Hand. Bestes Beispiel dafür der (wohl wieder einmal vergriffene) Führer durch die Pariser Antiquariate. Jedem Kollege eine A5-Seite...




Ihre Verlinkung von Fremdinhalten - kurioserweise ist nicht die Überschrift des Artikels, sondern ein kryptischer Link anzuklicken - erscheint seltsam unklar. Ob Sie nun Werbung fürs Börsenblatt machen oder einfach nur einen Zusatznutzen schaffen wollen für den Besucher Ihres Portals: Dergestalt dürfen Sie Webseitenteile aus völlig fremden Federn nicht einbinden. Das will angekündigt sein auf der verlinkenden Portalseite! Sonst überfallen Sie den Leser mit "Überraschungen".

Sie bieten im Netz eine Dienstleistung an, müssen sich also gefallen lassen, daß Ihr Dienst getestet wird, und sei es nur aus Mitleid mit den vielen Bücherkunden, die auf Ihrem Portal mißverständlich und lückenhaft informiert werden.

Fazit: Wir sind nicht amüsiert und zensieren Ihr Portal mit einer ärgerlichen 4- . Verbessern Sie sowohl die Grundidee als auch alle Einzelheiten der Ausführung an Haupt und Gliedern - dann kann was daraus werden. Mein Rat steht Ihnen zur Verfügung. Ich hätte auch Kollegen Stormchen mit seinem "Antiquariatsanzeiger" nicht im Regen stehen lassen, wenn er es denn anders gewollt haben würde. Es geht nicht darum, die Projekte unseres Berufsstands zu torpedieren, sondern ihre ärgsten Kinderkrankheiten zu kurieren, damit sie überlebensfähig werden.





Die Rechte am Ausschnitt aus der Selbstdarstellung eines Düsseldorfer Antiquariats gehören Kollegen Höfs und/oder dem begreffenden Antiquariat.

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