Sonntag, 12. September 2010

Webseitenverbund der Antiquare: Technische und sachliche Bedingungen

Ist eine teilautomatisierte Sachgebietsabfrage der Antiquariatsseiten technisch und sachlich möglich? Dieser Frage bin ich heute vor dem Sonntagskaffee einmal nachgegangen, hier die Ergebnisse. Ich bitte um Verständnis, daß ich im Rahmen meiner Arbeit, die Sie als berufsbezogenen  T e s t  sehen sollten, auf Empfindlichkeiten und zarte Sitte nicht Rücksicht nehmen kann. Bei mir wird offen geredet, das haben Sie ja inzwischen gemerkt. Anders kann ich nicht arbeiten. Nettigkeiten sagen wir uns nachher dann wieder, jetzt nicht.

Die Grundidee behandle ich hier nicht in den Einzelheiten, nur ganz generell sei daran erinnert, daß von einer sachlich geordneten Zentralseite aus ("Portal") eine Vielzahl von Informationen geboten werden sollen,  i m m e r  bezogen auf das jeweilige Fachgebiet. Dazu gehören auch Links  i n  die Webseiten der Antiquariate  h i n e i n, auch sie also immer nur sachgruppenbezogen. Denn mit der Weitergabe *allgemeiner* Webseitenadressen der Kollegen ist nichts erreicht - nichts!

Ich schreibe hier ausnahmsweise alle Links aus, damit der technische Aufbau der jeweilgen Seite deutlich wird. Fangen wir an.

Kollege RFMeyer bastelt seine Webseite, wiewohl angefüllt mit erfreulichen und seltenen Titeln, beharrlich in viel zu großer Schrift, er nötigt seine Besucher dadurch zu Scroll-Fingerübungen der ärgerlicheren Art. Der biedere Seitenaufbau, zu dem auch ich von Haus aus neige, ermöglicht eine sehr elegante Verlinkung
http://www.meyerbuch.com/buchsuch.asp?xsuchwort=Recht+Jura
Der Link braucht keine regelmäßige Nachbearbeitung, da er aus einer eigenen Suchmaschine generiert wird und immer nur wirklich verkaufbare Titel anzeigt. 

Bleiben wir in Berlin. Antiquariat Thomas Haker hat die meisten Sachgebiete schon im ersten Abruf alphabetisch untergliedert, dadurch entsteht keine gute Verlinkungsmöglichkeit. Seine - zahlreichen - Titel scheinen mir, so mein leiser Verdacht, aus einer großen allgemeinen Datenbank generiert, wenn das so ist, verbirgt er es aber geschickt. Bei seinem sehr ergiebigen Bestand tut es weh, daß er sich zum Darstellen in Katalogform nicht durchringen kann und dem Kunden öde Teilbröckchen aus dem Verfasseralphabet an den Kopf wirft.
Was er unter "Literatur der Wissenschaften" versteht, weiß nur er allein.
http://www.thomashaker.de/data/recht_jura_rechtswissenschaften_a.php

Kollege Düwal richtet uns nach solcher Enttäuschung wieder auf, Dank sei ihm gesagt. Formal wie inhaltlich eine saubere, tadellose Webseite; der Bereich "Recht" ist elegant abzurufen. Die ideale Antiquariatsseite zur Sachgebiets-Verlinkung! Da er überwiegend Titel des Spitzenbereichs anbietet, ist die Vereinzelung der Einträge sinnvoll; einen klassisch aufgebauten Katalog braucht er da nicht.
http://www.duewal.de/Kataloge/recht.html

Sehr gut gefällt mir die Arbeit des Kollegen Schlick. Herausgehobene Titel versammelt er in Galerien
http://www.schlick.ch/s/galerie/gal_recht.php ,
Gängigeres dagegen ordnet er in eine alphabetische Liste ein. Könnte er sich doch zu gegliederten Katalogen aufraffen! Aber wir dürfen mit seiner Zürcher Webseite schon so sehr zufrieden sein
http://www.schlick.ch/s/kat/katphp/recht.php
Sachgebiets-Verlinkungen sind hier natürlich sehr leicht möglich, geradezu ideal.

Kollegin Martina Berg hat sich ein ungefälliges, trotz der Deckelbildscans kalt und harsch wirkendes System aufgebaut, für dessen Benutzung Scroll-Übungen erforderlich sind. Hier liegt formal manches im Argen. Trotzdem muß man anerkennen, daß hier neuere Gebrauchtbücher im unteren und Mittelbereich mit Fleiß und nicht ohne Sinn angeboten werden. Man sollte Kollegin Berg mal in Sachen Webseitengestaltung zur Brust nehmen. Vor allem die Pünktchen-Verkürzung der Titelaufnahmen, über die ich zuletzt auf der ABA-Webseite (USA) seufzen mußte, ist scheußlich. Trotzdem: Das könnte eines Tages eine gute Webseite werden. - Verlinkung problemlos möglich:
http://www.martinaberg.com/antiquariat/Buecher-Recht-und-Gesetz.html

Kollege Holder weist uns auf ein anderes Problem hin: Was machen wir, wenn dem Antiquar die Sachgebiets- oder Feldereinteilung ganz einfach falsch geraten ist? Soll ich, darf ich das bei der Verlinkung korrigieren? Ganz offensichtlich ist ihm die Einteilung durcheinandergekommen. Folgendes Sammelsurium, um nicht zu sagen Brimborium kann ich nicht, wie Holder es uns vorschlägt, unter "Recht" verlinken:
http://holder.de/sys08.htm#Recht
Die elementare Scantechnik, das Vermeiden allzuvieler - und dann noch klosettschüsselgrauer - Leerräume, die Wahl einer gefälligen Schrift, das alles ist Holder noch Hekuba. Soll ich Seminare zur Webseitengestaltung für Antiquare einrichten? Spaß würde es mir schon machen.

Antiquar Kisch knallt uns unter der Spitzmarke "Recht" eine, noch dazu alphabetisch nicht geordnete, Liste von mehreren hundert Abebooks-Einträgen an den Latz. Das ist nun wahrlich die allerunterste Form des Buchanbietens auf Webseiten, eher schon eine Kundenbelästigung. So nicht!
http://www.abebooks.de/servlet/SearchResults?vci=1047621&vcat=Recht&vcatn=Recht

Theodor-Storm (Stormchen) liefert eine seltsame, selbstgestrickte Fachliste ab, die sich hurtig verlinken läßt

Leider sind aber seine Vorstellungen einer sinnvollen Titelaufnahme merkwürdig; er ersetzt die schon erwähnten drei Pünktchen durch ein stereotypes "weitere Informationen" und treibt damit den Kunden zur Raserei. Mein Gott! Mir hat das ständige Hin- und Herklicken den Sonntagmittag verdorben.
http://www.storm-antiquariat.de/kataloge/wissen/geisteswissenschaften/recht/

Bei den großen Antiquariaten, die sich Recht (und Staat und/oder Wirtschaft) als Spezialgebiet ausgewählt haben, ist eine Verlinkung in die Webseiten hinein nicht gut möglich, aber auch nicht notwendig. Hier herrschen individuelle Systeme der Gliederung und Darbietung vor, in die sich der Kunde einarbeiten muß. In der Regel wird man einfach zur Webseite verlinken, das dann aber entsprechend hervorheben.

Fachantiquariate verdienen jede Unterstützung, ebenso aber auch der Allgemeinantiquar, der ernsthafte, gute Fachgebietslisten erstellt. Ich sehe hier keinen Gegensatz, beide Seiten sind zu fördern und zu loben. Jeder Antiquar, der seine Titel nicht einfach nur querbeet in die großen Datenbanken hineinhaut, ist eine Wohltat.

Fassen wir diesen Kurztest zusammen: Die Fachgebietsvernetzung, der geordnete Aufruf von Sachgebieten in Form einer "Arkaden"-Abfrage ist  s e h r  gut möglich, wobei allerdings eine äußerst genaue Abgleichung der Sachgebiete unserer neuen Systematik - siehe den Blogbeitrag von heute früh - mit den Einteilungen der Kollegen gewährleistet und hergestellt werden muß.

Das geht nur dort nicht, wo sich jene (meine persönliche Einschätzung:) "gelinde Roßtäuscherei" eingeschlichen und eingefressen hat, die darin besteht, daß - ob verhehlt oder offen - einfach nur Datenbankabfragen auf der Webseite eingestellt werden. Ansonsten aber: Ans Werk!

Ich verwette meinen Sonntagshut, daß die "Arkaden"-Abfragetechnik zu einer Neubelebung der Kollegenwebseiten führen wird. Und das kann ja nur von Vorteil sein. Manche Kollegen werden freilich auf diese Weise Freud und Leid der direkten Kundenbetreuung wieder kennenlernen, jenseits von Datenbank und Warenkorb. Aber auch das wäre uns allen zu wünschen.

Ich sehe schon mittelfristig eine reale Chance, mit meinem System die großen Datenbanken auszuhebeln, Rat und Mitarbeit der Kollegen vorausgesetzt.



Ein Hinweis am Rande: Wer sich durch meine Texte gekränkt fühlt, möge mir das direkt mitteilen (mulzerbooks (at) t-online.de). Ich bin zu Korrekturen fast immer gern bereit.



Die Ringelreihen-Bilder sind meines Wissens frei (das farbige von Thoma, die Fotografie aus der Jugendbewegung)

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