Dienstag, 26. Oktober 2010

Offener Brief an Dr. Biester




Offener Brief an Dr. Biester, Redakteur des Börsenblatt-Netzdienstes, Abteilung Antiquariat

Sehr geehrter Herr Redakteur,

bitte hören Sie auf, uns dergestalt zu veralbern! Sie führen uns eine Fundstelle an, die genau 14 (vierzehn) Buchseiten aus einem Sammelband umfaßt:

Torsten Sander, "Schwartenhändler und Literaturverbreiter. Zur Poetisierung des Antiquariatsbuchhandels in Wilhelm Raabes 'Ein Frühling' (1857/1872)"

in:
Signaturen realistischen Erzählens im Werk Wilhelm Raabes: Anläßlich des 100. Todestages [Broschiert]
Dirk Göttsche (Herausgeber), Ulf-Michael Schneider (Herausgeber)
Preis: EUR 39,80

und muten uns also zu, daß wir für 14 (vierzehn) Buchseiten 40 Euro berappen sollten. Je Buchseite macht das läppische 3,50 Euro.

Was denken Sie sich eigentlich dabei? Damit bewegen Sie sich auf dem Niveau unseres großen Vorsitzenden Koestler, der mich coram publico verspottet hatte, weil ich die von ihm sanktionierte Abzocke durch das System der verhehlten Auktionspreise nicht so stumm, dumm und ergeben hinnehmen wollte wie meine Kollegen.

Sie machen uns noch die Zähne lang und preisen den Verfasser: "...seit Jahren regelmäßiger Beiträger der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat" ...hat einen klugen und sehr lesenswerten Beitrag über ...geschrieben".

Darf ich Ihnen einen kleinen Hinweis für ähnliche kommende Fälle geben? Es steht einer Netzzeitschrift gut an, wenn sie bei kleineren Texten in immens teuren Büchern den V e r f a s s e r und den Verleger um das Sonderrecht bittet, diese 14 Seiten im Rahmen der Berichterstattung als PDF oder sonstwas den Lesern zur Verfügung stellen zu dürfen.

Dann freuen wir uns. Ihr jetziges Vorgehen aber ist (auch weil die Bibliotheken solche Titel erfahrungsgemäß erst nach einem halben Jahr erwerben und einstellen) nicht sozial, nicht praktisch und einfach unfair. Erst Lust machen auf den Text, und dann die Torte wegsperren...

In diesem Sinne freundlich Ihr

Peter Mulzer


Das aktuelle Foto zeigt den Arbeitraum des Antiquars P.M., beachten Sie besonders (hinten Mitte) den stets wohlgefüllten Geldschrank

Die Erschließung von "Aus dem Antiquariat" - eine verpaßte Chance






Meine Hochachtung vor bibliographischen Arbeiten jeder Art ist ausgeprägt. Erstens habe ich selber mehr Lebenszeit mit Erschließungsfragen gedruckter Quellen zugebracht, als mir lieb sein konnte, weiß also von dem Opfer und der Selbstlosigkeit des Bibliographen ein Lied zu singen. Zweitens bin ich dankbarer Nutzer einer Vielzahl neuartiger bibliographischer Leistungen, allen voran natürlich die Google-Suchmaschine und die Google-Scans. Wie jeder, der sich in einer Materie zuhause fühlt, urteile ich daher sehr direkt und ohne Umschweife über die Mitarbeiter in diesem Garten. Wo Halbheiten oder Widersinnigkeiten produziert werden, rede ich Tacheles wie der Onkel mit seinem Neffen - es bleibt ja in der Familie.

Ein Unglückswurm hat den weitgehend sinnfreien Versuch unternommen, eine Erschließung der Beiträge aus der - auch selbständig erschienenen - Antiquariatsbeilage des Börsenblatts der Buchhändler, "Aus dem Antiquariat", ins Netz zu stellen.

Zunächst ist ein formaler Grundfehler zu tadeln, der schon für sich genommen so schrecklich altmodisch und unpraktisch erscheint, daß er ausreicht, um den Nutzer wehklagen zu lassen. Denn die beiden unseligen Bearbeiter haben - als handle es sich um eine brave Semesterarbeit - zwar offenkundig in A u t o p s i e vorgehen können, die Texte also stets neben sich liegen und zur Hand gehabt. Das hat sie aber nicht gehindert, einfach stur und ohne Ausnahme die Titel herunterzubeten. Nun sind Aufsatztitel in literarisch hochstehendem Umfeld - so hat sich "aus dem Antiquariat" von Anfang an verstanden - selten sehr aussagekräftig. Der gelahrte Verfasser müht sich eher um eine edle, künstlerische oder künstlich knappe Überschrift. Über den Gehalt, die praktische Nutzbarkeit, die Tiefe der Erschließung, mitbearbeitete Themen usw. ist oft genug fast nichts gesagt, wenn wir nur die Überschrift notiert haben.

Wenn ich den Artikel schon in Autopsie zur Hand habe, dann bin ich doch - ich unterdrücke hier Verbalinjurien nur mit Mühe - zum Donnerwetter eingeladen, Inhaltsstichworte, besser noch irgendeine Form der Kurzerschließung zu erstellen. Um den Leser völlig zu nasführen, sind die Bearbeiter dann noch auf die Idee verfallen, nur immer die erste Seite bzw. Spalte anzugeben. Wozu sollte der Leser denn auch wissen wollen, ob er eine einspaltige Kurznotiz oder einen 15seitigen Aufsatz vor sich hat?

Schwerer aber wiegt der zweite Grundfehler - was soll mir die beste (oder wie hier, die schlechteste) Inhaltserschließung, wenn ich das Medium nicht zu Hand habe? Wir sind, werter Herr Biester, nicht mehr in den Urzeiten der Jahre um 1990. Wenn ich heutzutage Inhalte erschließe, dann muß ich mich auch darum kümmern, ob und wie die Texte überhaupt zugänglich sind. Jeder weiß doch, daß nichts schwerer zu "erlangen" ist als die Inhalte neuerer Fachzeitschriften! In den meisten Bibliotheken muß ich AdA sogar seufzend aus irgendeinem Nebenarchiv bestellen, einen halben Tag vorher, wenns beliebt, und Fotokopien nur ausnahmsweise...

Das bedeutet, daß uns Redakteur Biester hier eine Arbeit vorstellt, die in der Praxis schlicht und ergreifend nicht einsetzbar ist. Wer so in die Organisation des Börsenvereins eingebunden ist wie er, der hätte auch die Möglichkeit, diese Texte

*ins Netz zu stellen.

Darüber verliert er kein Wort. Die Antiquare haben ja doch AdA bei sich in der Handbibliothek stehen? Ich verwette meinen Wintermantel, daß unter den sechshundert ernsthaften Kollegen - 20 eine halbwegs komplette oder auch nur längere Folge der Jahresbände bei sich stehen haben. 20 von 600! Die übrigen aber sitzen beleidigt und enttäuscht vor der langen Liste interessanter Texte.

In diesem Blog ist man deutliche Worte gewohnt - hier sind sie: Eine unglücklich erstellte Inhaltsliste, in der die Titel einfach abgeschrieben wurden, in der nicht einmal die Seitenzahlen von-bis angegeben sind, bei der an irgendeine Inhaltserschließung nicht gedacht worden ist - und die eo ipso nutz- und sinnlos erscheint, weil die zugrundeliegende Quelle vor dem durchschnittlichen Nutzer verhehlt und verheimlicht ist.

Roß und Reiter müssen genannt werden, auch wenn das im Einzelfall weh tut: Hier haben alle Beteiliogten eine kafkaeske Leistung vollbracht. Wie gut hätte man doch, mit besserer Inhaltserschließung und einer großzügigen Netzveröffentlichung der Texte, ein Werbeinstrument einrichten können, zur Imagepflege für den Börsenverein bei Antiquaren und Büchersammlern, zum Wohl aller Beteiligten.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Neue Datenbank der Antiquare mit online-Eingabe




Zu den aus Übersee eingewanderten großen Verkaufsportalen habe ich ein gutes Verhältnis. Das muß gesagt werden. Es gehört bei gewissen Kollegen, die sich eher im Edelsektor unseres Gewerbes anzusiedeln wünschen, zum guten Ton, auf Ebay und Amazon reflexartig zu schimpfen, sie verächtlich zu machen. Was früher als "ZVAB-Bashing" beobachtet werden konnte, ich hatte mich auch daran beteiligt, richtet sich heute gegen das "umständliche" und "billige" Ebay und das "herrschsüchtige" und "schlecht gestaltete" Amazon.

Natürlich ist was dran an dieser Kritik. Aber wir sollten nicht beim Mäkeln stehen bleiben, sondern

*positiv denken

und nicht vergessen, daß, trotz der beachtlichen Umsatzzahlen beider US-Portale im deutschen Bereich, wir noch immer in der Lage wären, eine eigene deutsche Verkaufsdatenbank auf die Beine zu stellen, die im Eigenbesitz der Antiquare verwaltet werden könnte. Die Erfüllung eines alten Traumes ausgerechnet jetzt - wie das?

Beide Verkaufsportale sind Teil eines weltweiten virtuellen Warenhauses. Dies macht sie sehr unbeweglich. Bei Ebay ist es besonders gut zu sehen. Die Buchabteilung, in der ich seit einigen Jahren eigene praktisch Erfahrungen sammeln konnte (übrigens, dies dem hämischen Börsenblatt ins Stammbuch geschrieben, oft auch im Tausend-Euro-Bereich bei Titeln des 16. und 17. Jahrhunderts und nicht nur mit den skurrilen "Goldbänden"), ist zum Teil geradezu grotesk gegliedert, die Aufspieltechniken geraten auch mit Turbolister ganz fürchterlich zeitaufwendig, fast alles, bis hin zum Bilderdienst, schreit gen Himmel - bei näherem Zusehen immer wieder nur deshalb, weil der Koloß "Ebay" den Altbuchbereich eher als Lappalie betrachtet, für ihn keine Sonderregeln einführen will und wohl auch nicht kann. Richtig betrachtet ist beim Altbuchabsatz über Ebay erstaunlich, daß er t r o t z der immensen dort aufgestellten Hindernisse zustande kommt.

Bei Amazon muß ich, übrigens in dankbarer Anerkennung eines freundlichen, schnellen Kundendienstes, leider von einer aus der Sicht des Altbuchhandels ganz verhunzten Datenbank sprechen. Für Randbereiche und stichwortartige Abfragen, etwa bei alter Graphik, recht gut geeignet, erweist sich ansonsten der ganze Amazon-Mechanismus im "echten" Antiquariatsfeld jenseits der ISBN-Titel als fürchterlich schlecht gegliedert. Man kann nicht die deutsche Bücherwelt vor 1945 mit der Naivität eines Volksbibliothekars in Middletown (Nebraska) anbieten. Die ganzen, im Neubuchbereich wirklich guten Addons wie personalisierte Querverbindungen, Rezensionen usw. , sind für unsere deutschen Verhältnisse im Bereich der älteren Bücher weitgehend unbrauchbar, wie bei Ebay liegt das tief in der Struktur begründet und kann kaum oder gar nicht behoben werden. Für moderne Titel sehr gut geeignet, für ältere ganz und gar untauglich.

Das ist die große Chance des Augenblicks. Der deutsche Sprachraum ist von der übrigen Welt abgeschottet. Deutsche Leser kaufen nur ganz vereinzelt Titel aus Übersee, aus Frankreich schon gar nicht. Alle Planungen in diese Richtung schlagen fehl. Wenn deutschen Portalen sonst nichts einfällt, integrieren sie flugs die fremsprachigen Bücherportale der Welt - mit täppisch-blöden Resultaten im Promillebereich.

Die neue Datenbank der Antiquare sollte von Amazon die Übernahme f e s t e r Titeldatensätze abkupfern und von Ebay die unerhört freizügige Verwendung von F o t o s bzw. Scans.

Will sagen, daß die zum Teil stümperhafte, immer aber mühsame Titelaufnahme mit oder ohne w+h ein für alle mal in der bisherigen Form abgeschafft werden muß. Nicht (nur) aus Zeitgründen des Antiquars, sondern weil sie den Lesefluß in unerträglicher Weise stört und eine a k t i v e Titeleingabe durch die Antiquare verunmöglicht.

Ferner ist die Bedeutung des "Sehens" eines alten Buchs inzwischen ebenso groß geworden wie die sorgsame Titelaufnahme und Zustandsbeschreibung. Ebay hat die Sehgewohnheiten der deutschen Käufer entscheidend verändert. Was ich im Bild vorzeigen kann, das ist schon halb verkauft. Ohne Bild läuft nichts mehr. Und gerade bei den besseren Büchern sollten es mehrere Scans sein, also auch den Versuch einer Innenansicht gilt es einzuführen.

Nun einfach ein praktisches Beispiel für die Veränderung, die durch mein System eintreten würde. Erst einmal die ZVAB-Titelaufnahmen zu "Rosenberg, Dunkelmänner" (Verzeihung, besonders blöde Titel eignen sich immer gut als Muster):


Rosenberg, Alfred.
AN DIE DUNKELMÄNNER UNSER ZEIT: EINE ANTWORT AUF DIE ANGRIFFE GEGEN DEN "MYTHUS DES 20. JAHRHUNDERTS"

Munich Hoheneichen Verlag
Paper Wrappers Edition: First Edition (?) Top margin of title page clipped (i. E. To remove previous owner's name) , Very Good Condition. ; 8vo; 112 pages; Inside of rear wrapper advertises other Rosenberg works for sale by the Nazi Party Central Publishing House Title translates as: ON THE OBSCURANTISTS OF OUR TIME: AN ANSWER TO THE ATTACKS ON THE "MYTH OF THE 20TH CENTURY. "

[Schlagwörter: Holocaust Jewish Germany German Jews WW II World War II Genetics Race Judaica Jewish History Nazism Antisemitism Antisemitica]
12 E

Rosenberg, Alfred.
An die Dunkelmänner unserer Zeit.

Eine Antwort auf die Angriffe gegen den 'Mythus des 20. Jahrhunderts'. München: Hoheneichen-Verlag, 22. Aufl. 421. - 440. Tsd. (1935). OPbd. 112 S. - 22 x 14,5. * Gut erhaltene NS-Kampfschrift ! .

Artikel-Nr.: 046308
10 E


Rosenberg, A.
An die dunkelmänner der Zeit - eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythus des 20. Jahrhunderts

Hoheneichen Verlag München 1935
Paperback 112 Seiten, 12x20 BN15156

altersentsprechende Spuren

[Schlagwörter: Drittes Reich]

Sprache: Deutsch
14 E


[Rosenberg -]
Rosenberg, Alfred:
An die Dunkelmänner unserer Zeit.Eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythus des 20.Jahrhunderts.

München Hoheneichen-Verlag 7.Auflage o, o.J..
112 Seiten. 8°,Farbiger Originalpappeinband

Ausschnitt aus Titelblatt ordentlichhinterlegt.Name auf Titelblatt mit Tippex getilgt.

Sprache: Deutsch
12 E


ROSENBERG, Alfred:
An die Dunkelmänner unserer Zeit. Eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythus des 2o. Jahrhunderts. 41. - 60. Ts.

Mnchn: Hoheneichen o.J. (1935).
112 S. Okart

*** (Vorders.d. Einbandes u. die ersten Bll. etwas verknickt)

[Schlagwörter: [Deutsche Geschichte: NATIONALSOZIALISMUS]]

Artikel-Nr.: 565
12 E

Rosenberg, Alfred
An die Dunkelmänner unserer Zeit - Eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythos des 20. jahrhunderts

Hoheneichen, München (1935), 21. Aufl., 112 S., Okart., Einband leicht verknickt, Seiten leicht gebräunt

[Schlagwörter: Geschichte - Wirtschaft - Politik]

Artikel-Nr.: 51582
7,50 E


ROSENBERG, Alfred:
AN DIE DUNKELMÄNNER UNSERER ZEIT - Eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythos des 20.Jahrhunderts - NS - Schrift -

München. Hoheneichen (1935) 23. Aufl.,
112 S. OKarton brosch., (beiliegend einige Zeitungsartikel 1935), gut erhalten

Sprache: Deutsch

Artikel-Nr.: 6300
12 E

Rosenberg, Alfred.
An die Dunkelmänner unserer Zeit: Eine Antwort auf die Angriffe gegen den "Mythus des 20. Jahrhunderts". 5. Aufl.

München, Hoheneichen Verl., [1935]
8°. 112 S. OBr. Abgabe nur gegen Revers.

Sprache: de

[Schlagwörter: Deutschland Nationalsozialismus]

Artikel-Nr.: 61989-01
18 E

Rosenberg, Alfred
An die Dunkelmänner unserer Zeit. Eine Antwort auf die Angriffe gegen den "Mythus des 20. Jahrhunderts"

München Hoheneichen-Verlag
Broschur, 112 Seiten, Einband etw. angeschmutzt/beschädigt, insges. etw. gebrauchsspurig.

Zufriedenstellend
12 E

Um das grausame Spiel nicht zu weit zu treiben, habe ich nur das erste Viertel der Titelaufnahmen aus dem ZVAB einkopiert. Auch verzichte ich auf die notwendige, selbstverständliche Angabe von Porto bzw. Steuersatz. Jenes verhältnisblödsinnige Erbübel des ZVAB, unentwegt beibehalten und von mir schon vor xy Jahren beanstandet, das stereotype Sätzchen "[nach diesem Titel suchen]" habe ich automatisch extrahiert.

Nun folgt meine Datenbank mit den gleichen Titeln:


Rosenberg, Alfred.
An die Dunkelmänner unserer Zeit: Eine Antwort auf die Angriffe gegen den "Mythus des 20. Jahrhunderts".
München: Hoheneichen-Verlag, ab 1934
Broschur, 112 S., 22 x 14,5

- 12 E... (R18, 046308)

- 10 E... (K12, 046308).....22. Aufl. 421. - 440. Tsd. (1935). Gut erhaltene NS-Kampfschrift !

- 14 E... (S31, BN15156)....1935. altersentsprechende Spuren

- 12 E... (L03, 13422)........7.Auflage, o.J.. Farbiger Originalpappeinband. Ausschnitt aus Titelblatt ordentlich hinterlegt.Name auf Titelblatt mit Tippex getilgt

- 12 E... (S21, 21385) ....... 41. - 60. Ts. Vorders.d. Einbandes u. die ersten Bll. etwas verknickt, Seiten leicht gebräunt

- 12 E... (L31, 6300) ........ OKarton brosch., (beiliegend einige Zeitungsartikel 1935), gut erhalten

- 18 E... (Z04, 61989-01) .. 5. Aufl., OBr. Abgabe nur gegen Revers.

- 12 E... (K13, 2341a) ....... Einband etw. angeschmutzt/beschädigt, insges. etw. gebrauchsspurig.


Wegen der beschränkten graphischen Mittel dieses Blogs habe ich "Freiräume" hier mit .... wiedergegeben. An Stelle der Pünktchen stellen Sie sich bitte einfach Leerspace vor.

Die Datenbank arbeitet mit dem eingebenden Antiquar online zusammen. Der Antiquar ruft das Titelfeld mit zwei Stichworten auf, in die erscheinende Maske trägt er seine Zustands-, Preis- und Nummernangaben ein, ebenso seine - beliebig lange - Einschätzung zu Bedeutung des Buchs usw. Natürlich kann und wird auch das nach w+h-Manier automatisierbar sein. Das Kürzel (Beispiel) "S21" verweist in direkter Verlinkung auf die Seite des Antiquariats, danach folgt die interne Buchnummer. Rechts befindet sich natürlich neben jedem Titeleintrag der zugehörige "Kaufen"-Button, der hier etwas zierlicher ausfällt.

Antiquare dürfen bei Titeln, für die noch kein Vorlagetitel existiert, ihre eigene Titelaufnahme als "vorläufig" einspielen. Die wird dann mit GBV, KuK usw. von der Datenbankredaktion überprüft und erst dann freigegeben. Also ein abgewandeltes Wiki-System.

Der korrekten Erstellung des Vorlagetitels kann bei meinem System eine weitaus größere Aufmerksamkeit zugewendet werden als bisher - die Arbeit muß ja nur einmal geleistet werden.

Diese neue Datenbank kann nur innerhalb e i n e s Sprachbereichs vernünftig geleistet werden. Sie ist in der Benutzung so viel angenehmer als die bisherigen Systeme, daß sie im Handumdrehen den abgeschotteten deutschen Altbuchmarkt erobern wird. Träger sind natürlich alle Antiquare, die Organisation ist nur genossenschaftlich oder - besser - vereinsmäßig denkbar.



Das Foto gehört der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar

Dienstag, 19. Oktober 2010

Titel- und Preisdatenbank aus deutschsprachigen Antiquariatskatalogen 2000-2010




Ich nehme gern diese Meldung im Börsenblatt auf und füge dies und das hinzu.

Lieber Herr Loh,

Ihre Unternehmung gehört zu den bibliographischen Veröffentlichungen, die bereitwillig gelobt, in der Praxis dann aber so gut wie nie benutzt werden.

Diese Feststellung ist nun nicht eine weitere Unfreundlichkeit aus dem Hause des Kritikers vom Dienst, sondern es schließt in sich einen konkreten Vorschlag - und zuvor eine persönliche Erinnerung.

Ich war nämlich, nach Ihrem Vorbild, vor dreißig Jahren von einer bibliographischen Idee besessen, der ich einige Jahre meiner Freizeit geopfert hatte, die aber aus heutiger Sicht skurril und nutzlos erscheint und mir in der Tat dann auch wenig Ehre eingebracht hat. Ich machte mich daran, eine internationale Erschließungsliste aktueller und historischer Zeitungsausschnittsammlungen auf die Beine zu stellen. Das Unglück wollte es nämlich, daß mir eine Notiz aus der "Pariser Zeitung" von 1942 in die Hände gefallen war, in der Dovifat, damals die freilich sehr schillernde Leitfigur der Zeitungswissenschaft, ein solches Arbeitsvorhaben als dringend notwendig und sehr erwünsche bezeichnet hatte. Diese seine Sorgen auf dem Höhepunkt des zweiten Weltkriegs machte ich Esel mir zu eigen...

Lange vor den ersten Digitalisierungen der Zeitungsarchive und dem Füllhorn von Erkenntnissen - EDV und Internet haben im Zusammenhang mit Google dieses Thema wieder hochaktuell gemacht -, brach ich die Arbeiten ab. Ich hätte es besser wissen können, denn mehrere US-Pressearchivare machten mich mit ihren ganz frühen elektronischen Arbeitsvorhaben bekannt, vor allem aus Los Angeles, Miami und New York erreichten mich dicke Umschläge mit Kopien, Fiches und Diagrammen aus den dortigen Pressearchiven.

Warum schicke ich diese persönlichen Erinnerungen voraus? Ihr Arbeitsvorhaben erinnert mich sehr an mein altes Zeitungsprojekt: Sie setzen an einer richtigen Stelle an, aus der Sie für die nächste Zukunft Nützliches, ja sogar Wegweisendes gestalten könnten - aber das Ungeschick hindert Sie nun am Weiterschreiten, der Teufel und vielleicht auch eine Enttäuschung von der Art, die ich damals auch kennenlernen mußte.

Alle loben Sie nämlich pflichtschuldigst, aber keiner braucht Ihre Arbeit in ihrer gegenwärtigen Gestalt wirklich. Es gibt im Reich der Bibliographie wahrhaft Grandioses, das Ruine und Torso geblieben ist und dessen Weiterführung heute noch sinnvoll erscheint - etwa den gedruckten deutschen Gesamtkatalog, abgebrochen 1943. Es gibt aber auch einen Wust von Fleißarbeiten, die ebensogut hätten unterbleiben können. Auf den ersten Blick gehört Ihr Werk dazu.

Bei uns Antiquaren finden Sie aber Leute, die den tieferen Nutzen Ihrer Arbeit erkennen und Ihnen, das wollen wir hoffen, wichtige Impulse geben können, sozusagen "Tricks", mit denen Ihr Werk eben doch wichtig, nützlich und brauchbar erscheint.

Gestatten Sie mir, eh wirs vergessen, eine technische Anmerkung. Vor einiger Zeit machte ich mit dem KVK einen Test, wie es denn nun wirklich bestellt ist mit der Vorratshaltung, mit dem Sammeln der Antiquariatskataloge an deutschen Bibliotheken. In Kombination damit befragte ich die mir bekannten Freiburger Bibliotheken. Das belämmernde Fazit ist, daß das Sammeln von Listen und Katalogen in ganz schrecklicher Weise nur punktuell und selektiv geschieht! Es stimmt nun gar nicht, was in Ihrer Webseite steht, ich darf zitieren: "... da einzelne Kataloge - vor allem bei größeren Firmen - in vielen Bibliotheken vorhanden sind". Natürlich finden Sie etwa die Nürnberger Kataloge zur Jugendbewegung an jeder PH (hoffentlich), aber schon bei den hochwichtigen, in ihrer Art ganz unersetzlichen Fachlisten des Kollegen Feucht in Allmendingen wirds kritisch. Jeder Antiquar mag da selber die Probe aufs Exempel machen mit seinen eigenen Katalogen - das Ergebnis wird mein gelindes Entsetzen bestätigen.

Nun sammelt "aus dem Antiquariat" ja die Kataloge recht emsig, aber wer mag immer nach Frankfurt fahren - oder im Fernleihverkehr je Katalöglein 1,50 Euro bezahlen?

So, das wollte ich noch bemerkt haben, ehe wir nun ans Eingemachte gehen.

Ich lade Sie ein, mit mir in folgender Form zusammenzuarbeiten:

Wir scannen die Kataloge ein, alle neu herauskommenden und, so gut es von der Zeit her geht, von heute ausgehend retrospektiv die älteren. Jede gescannte Doppelseite erfordert mit elektronischem Einlesen etwa eine Minute. Fehler treten kaum auf, Nacharbeitungen sind kaum erforderlich, denn die Kataloge liegen heute, ganz anders als im Rotaprintzeitalter, exzellent maschinenlesbar vor.
Die Datensätze werfen wir in einen einzigen großen Topf. Dieser sortiert sich automatisch nach Verfasseralphabet. Wo das nicht so einfach geht, etwa weil Nummern vorangestellt sind, müssen wir uns einige (eher wenige) Gedanken machen.

Wir erhalten so einen umfangreichen Fundus an Titelaufnahmen aus Listen und Katalogen, mit Preisangaben und, wenn der Kollege fleißig war, auch gescheiten Anmerkungen zur Bedeutung und zum Inhalt. Wenn eine Liste im Durchschnitt 400 Titel umfasst und 200 Kataloge/Listen im Jahr erscheinen mögen, ergibt das 80.000 Titel im Jahr. Eine Erfassung auf 10 Jahre zurück erschiene mir ein gutes MIttelmaß - dann haben wir unter Brüdern

1 Million Titel mit Preisen.

Diese Datenbank, denn nichts anderes ergibt sich, lassen wir von Google im Volltext indizieren, sodaß jedes, aber auch wirklich jedes Wort abgefragt werden kann in Sekundenschnelle.

Worin besteht nun der besondere Wert dieser Datenbank?

* Fast jeder Antiquar behandelt seine Katalog- und Fachlisteneinträge w e i t a u s sorgfältiger als die durchschnittlichen Verkaufsportal-Aufnahmen, auch sind sie oft in der Titelauswahl interessanter und anspruchsvoller. Es wird, freilich nicht immer zurecht, derzeit öfter die Q u a l i t ä t des antiquarischen Arbeitens eingefordert bzw. beanstandet. Die aus den Listen und Katalogen generierte Datenbank würde eine sehr hohe Qualitätsstufe für sich beanspruchen können.

* Der "Bücher-Michel", ein vom ZVAB scheußlich in den Sand gefahrenes Vorhaben, würde durch unser Projekt in weitaus eleganterer Art verwirklicht, besser erschlossen und, notabene, er stünde jedem Kollegen und jedem Kunden gratis zur Verfügung.

Da wir ja unsere Pappenheimer kennen, abschließend noch ein Wort zur Rechtslage. Ob die Damen und Herren das nun (endlich einmal) zur Kenntnis nehmen wollen oder nicht: Der einzelne Datensatz im Antiquariat, die Titelaufnahme, ist als einzelner Text nicht urheberrechtsschutzfähig. Die Schöpfungshöhe ist zu gering.

Anders verhielte es sich mit einer gewerblichen Nutzung unserer Titeldaten. Kein Konkurrent von mir darf sie für eine der meinigen ähnliche Verkaufstätigkeit verwenden (Grenzfall Ebay, wenn die Titelaufnahme nur wenige Tage im Netz steht), er darf das auch dann nicht, wenn er meine Titelaufnahmen neu mischt.

Was wir, verehrter Herr Loh, machen werden, ist auch dem Wettbewerbsrecht nicht untetrworfen. Frei von Urheberrechts- und Wettbewerbsrechtsbedenken dürfen wir arbeiten. Es ist Ehrensache, in einer Zeit der schnödesten Geldmacherei in diesem Bereich das gesamte Material g r a t i s ins Netz zu stellen. Google machts möglich.

Na, haben Sie Lust?

Freundlichen Gruß nach Leipzig sagt Ihnen

Peter Mulzer



Das Foto des Kollegen Feucht - der einige der besten Kataloge geschrieben hat, die ich kenne -verdanken wir dem Börsenverein, der die Rechte daran (wir wollens hoffen) besitzt

Montag, 18. Oktober 2010

Antiquare zu Putzfrauen! oder: Das Grossohaus der Antiquare













Kollege RFMeyer hat in seinem Blog zusammen mit Plocher am Wochenende den Blick auf ein altehrwürdiges Problem im Antiquariat gerichtet: Von welcher Wertuntergrenze ab ist es sinnvoll, ein Buch zu bearbeiten?

Die Grundfrage wird, mit geringen Toleranzabweichungen, von allen Antiquaren einheitlich beantwortet. Um Titelaufnahme, Wertvergleich, Zustandsermittlung und Preisfestsetzung in Angriff zu nehmen (von Scans, Sachindizierungen, biographischen Ergänzungen oder gar Wikibezügen lasset uns in diesem Zusammenhang schweigen), dann die w+h- Mühle in Bewegung zu setzen (oder selbstgestrickte CSV-Dateien zu befüllen), die zu den Bücherdatenbanken hochgeladenen Daten zu überwachen, allfällige Bestellungen später zu bearbeiten, hinter der Bezahlung herzulaufen - um also diesen Bandwurmsatz in die Tat umzusetzen, gelten folgende zwei Voraussetzungen

- es muß sich lohnen und
- es muß Spaß machen.

Hurtig noch drei Eingrenzungen - wenn ich mich dazu entschlossen habe, ein bestimmtes S a m m e l g e b i e t intensiv zu bearbeiten, es im Laden vorrätig zu halten und zu bewerben oder es in Lagerlisten aufzunehmen, dann werde ich jeden noch so bescheidenen Titel aufnehmen. Denn da erwartet man dann vom Antiquar Vollständigkeit. Und wenn ich vermute, daß meine S t a m m k u n d e n , sofern ich welche habe, diesen oder jenen Titel kaufen könnten, dann nehme ich den Titel auch auf. Denn beim Antiquar meines Vertrauens kaufe ich auch Billig- und Massentitel lieber als sonstwo. Und drittens sind ältere K l e i n s c h r i f t e n , besonders wenn "vor der ISBN-Zeit" immer aufzunehmen, denn sie bringen zwar wenig Geld, können aber Lücken füllen und die Bearbeitung indirekt dann eben doch lohnen.

Wie aber, bitte, verfahren wir mit dem Rest, der (je nach Betriebsart) 30 - 50 (realistischer Mittelwert) - 80 % der Bücher, wie sie sich aus Privatankäufen vor Ort ergeben, ausmacht?

Es ist für den Antiquar immer sehr nützlich, wenn er sein vermeintlich höheres, geistiges Tun in Gedanken herunterfährt auf die nüchterne Wirklichkeit eines Betriebswirtschaftlers. Er sollte z.B. ganz trocken von sich fordern, das Bruttogehalt einer ausgebildeten Putzfrau zu erhalten, will sagen brutto 12 Eur. Als Selbständiger muß er ja einen Rattenschwanz von Vorsorge- und Versicherungsleistungen selber berappen, die unsere Reinemachefrau mindestens teilweise anderweitig zugerechnet erhält.

Unter 12 Eur brutto soll ein Antiquar nur dann arbeiten, wenn der zu erwartende ideelle oder Werbenutzen (oder sein Spaß an der Arbeit) das Unterschreiten der 12 Eur-Grenze rechtfertigt. Nun ist aber das Titelaufnehmen und Bearbeiten von ISBN-Titeln unter 20 Euro (gemeint immer das durchschnittliche ZVAB-Preisniveau) so ziemlich das Grauenhafteste und Stupifeste, was sich denken läßt. Ich lasse mir das auch nicht durch die vergnügten Twitterbeiträge des Kollegen Wimbauer ausreden, der sich seine Trittmühle durch Joggen, Büsistreicheln und Sichfreuen auf vegetarische Pampe erträglich macht.

Wie sieht denn die Rentabilität bei ISBN-Titeln unter 20 Eur aus? Nehmen wir für die Rechnung nun einen Buch-Mittelwert (weiterhin ZVAB) von 12 Euro. Der Titel wird im Schnitt, geschätzter Wert, mindestens 3 x bereits angeboten. Ich habe eine Verkaufschance innerhalb eines vernünftigen Zeitraums, sagen wir 2 Jahre, von 15 %. In einem Blog wurde kürzlich von 30 % Abverkauf solcher Titel gesprochen, daran glaube ich nicht. Der Mittelwert 15 % stimmt ganz sicher, sonst würden die Bestände unserer Bücherportale anders strukturiert sein.

Ich setze voraus, daß schnell, sogar sehr schnell gearbeitet wird, mit allen w+h-Schikanen oder aber - das ist ein anderes Thema - ebensoschnell mit selbstgetrickten CSV-Tricks. Scan ist dabei nicht zu leisten, auch keine zusätzlichen Hilfsangaben zur Erschließung des Inhalts oder zum Autor. Die reine Zeit liegt dann bei 3 Minuten je Buch. Hinzu kommen Versand und Fakturierung, auch sie teilautomatisiert. Wir setzen dafür 5 Minuten an, notabene umgerechnet auf 15 % (die ja nur verkauft werden in 2 Jahren) sind das je aufgenommenem Titel 300 ./. 7 = 40 Sekunden.

Sie sehen, ich rechne um die Ecke herum, um den Zeitwert je aufgenommenem Einzeltitel + Versandanteil zunächst für sich separat zu haben, nämlich 3 Minuten 40 Sekunden. Diesen Wert muß ich nun natürlich auch x 7 nehmen und komme auf einen Zeitwert je tatsächlich verkauftem Buch von abgerundet 25 Minuten.

Für den Ankauf der 7 sozusagen "zum Verkauf eines Titels benötigten" Bücher setze ich einen Ankaufspreis von je Buch 50 Cents an, billiger können es nur Bookmarathon & Co. machen, es sind bei einem ZVAB-Mittelwert von 12 Euro ja doch passable Bücher. Macht also 3,50 Eur Ankaufskosten.

Ganz grob gerechnet und 25 Minuten zur Abrundung auf 30 heraufgesetzt gilt: 30 Minuten Arbeitszeit je verkauftem Buch bringen dem Antiquar brutto 8,50 Euro. Sein Stundenlohn ist also brutto 17 Euro.

(Man müßte die Rechnung komplizierter ansetzen, indem man -positiv- eine Querfinanzierung bei Ankäufen zugunsten teurerer, lohnenderer Titel annimmt und dann aber auch -negativ- einen Rattenschwanz weiterer Kosten und notwendiger Zeitvertrödelung ansetzt. Im Mittelwert aber wirds so stimmen).

17 Eur brutto heißt netto, je nach Verhältnissen, für den Selbständigen etwa 12 Eur netto.

Da sind wir nun an der Grenze des Stundenlohns einer bewährten Putzfachkraft angekommen. Darunter wollen und sollen wir nicht gehen.

Fassen wir zusammen (und beantworten wir damit die Frage der Kollegen RFMeyer und Plocher etwas gründlicher) : Der Buchantiquar d a r f Titel mit ISBN-Benummerung und mit einem ZVAB-Wert unter 20 Eur n i c h t aufnehmen. Tut er das doch, handelt er unwirtschaftlich, beutet sich selber aus und muß jederzeit wissen, daß er als gestandener Putzmann den gleichen schäbigen Lohn erhalten würde.

Was lehrt das nun einem preußischen Schulmanne?

Da der Ankauf vor Ort bei Privat die Seele eines vernünftig geführten Antiquariats ist - nur wenige Ausnahmen gelten im Fach- oder Edelbereich -, kommen diese Titel jederzeit in rauhen Mengen herein. Der Antiquar könnte sie fast gratis weitergeben an Kollegen des Unterbereichs, wo dann aber dieselbe wahnwitzige und blödsinnige Selbstausbeutung stattfindet, nur dort ohne die tröstliche Chance einer Querfinanzierung und ohne gemütmäßigen Aufhellung durch bessere, seltenere Titel.

Gewisse Kollegen mit der dafür notwendigen Arroganz und Gemütskälte faseln gern von den grünen Tonnen, die sie im Wochenturnus mit an sich ordentlichen, aber eben nicht mehr "lohnenden" Titeln befüllen. Ich glaube das nicht so recht. - Das Einstellen in Läden ist schon gar keine Lösung, da die Rechnung "Miete und Personal" heute selbst in Landgemeinden katastrophal ausfällt. Ich hatte meinen letzten Laden, dreimal wagte ich das Experiment, bei einem Miet- und Personalanteil je verkauftem Titel von 60 % (sechzig) aufgegeben. Das geht heute einfach nicht mehr.

Nochmals: Was tun?

Antiquare, die den Mulzer kennen, wissen schon längst, was jetzt kommt: Eine Neuauflage des Hauses der Bücher. Weil ich das Grundmodell als bekannt voraussetze, bei Interesse kann ichs aber auf Anfrage en detail ausbreiten, gehe ich nur auf die Grundlinien ein.

Bei jedem Antiquar wird nach dem Vorbild der Bücherwagen der Neubuch-Grossohäuser bundesweit alles ISBN-Titelmaterial unter ca. 20 Eur ZVAB-Preis abgeholt, Voranmeldung erbeten ab etwa 2-3 großen Schachteln. In einer Lagerhalle nehmen kurzausgebildete, halbwegs akademische Teilzeitkräfte die Titel w+h-mäßig im Schnellbleichedurchgang auf, wobei einer Standardisierung der Erhaltungszustände besonderes Gewicht zukommt. Eine Auswahl halte ich für nicht notwendig, aber gerade über diese Frage läßt sich trefflich streiten, muß auch diskutiert werden.

Die Titel werden numerisch eingestellt und nach Amazon-Standard verschickt. Fakturierung und Versandvermerke erfolgen im Namen des eingeliefert habenden Antiquars, sodaß der flüchtige Kunde annehmen muß, daß die Sendung vom Antiquar direkt kommt. Nur betriebskundige Käufer kennen die Wahrheit.

Ich erspare Ihnen, wie schon gesagt, heute eine Wiederholung der Rentabilitätsberechnung. Daß sie etwas besser aussieht als bei der Einzelbearbeitung im Antiquariat vor Ort, das leuchtet schon auf den ersten Blick ein.

Es geht mir nicht nur um ein kleines, aber feines Zubrot für den Antiquar, sondern es soll vor allem eine offensichtlich u n w ü r d i g e, ebenso geistlose wie quälende Routinearbeit aus dem Antiquiariat ausgegliedert werden, um sie fabrikmäßig zu erledigen.




Für das Schwarzweißbild mit den demonstrierenden Putzfrauen danken für dem "Alternativen Theater Göttingen", das die Rechte daran besitzt. - Das Farbfoto gehört dem lfs-berufskolleg-geldern.de.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Das ZVAB und die Magie der Farben - ein Nachtrag
























































Wir sehen oben drei ältere Versionen des ZVAB-Portals in der ersten Eingangsstufe, die Jahreszahlen stehen jeweils am Fuß. Darauf folgen, mit Dank an colorhunter.com, zwei darauf bezügliche Farbanalysen.

Während die alte Farbpalette in ihrer zweiten Version tief depressiv wirkt und ein Höchstmaß an Schrecklichkeit vorführt (unterstes der drei alten Versionsbilder) - ich hatte das damals in einem sehr ironischen, sehr bösen Beitrag getadelt , ist das

- PlasteundElasteausZschkopau-Babyblau

und das besondere

- Schmuddelgelb

tatsächlich seit über 8 Jahren unverändert in Gebrauch beim ZVAB.

Ich bin getadelt worden von einem Kollegen, daß ich die Bezeichnung "schwul" für diesen Blauton angewendet habe. Seine durchaus freundliche Message würde ich gern im Wortlaut bringen, weiß aber nicht, inwieweit der Twitter-Dienst Vertraulichkeit einfordert - wie ist da zur Zeit die Netikette?

Wie auch immer, es geht mir da um Folgendes. Der Blau-Ton ist h a a r s c h a r f neben mehreren gut passenden "gewöhnlichen" Hell- oder Himmelblautönen ausgewählt worden. Das war, ich habe keinen Zweifel, Absicht. Es sollte gerade durch diese kleine Abweichung ein Aufmerksamkeitswert erzielt werden, etwas "Besonderes".

Solche minimalen Abweichungen, die aber ähnlich wehtun wie das Kreischen eines Messers auf Porzellantellern, sind seit jeher Tradition des schwulen "Mainstream" gewesen. Hier müßte man nun vergleichende Ästhetikforschung betreiben, aber ich vertraue darauf, daß die Leser ohnedies spüren, was ich meine.

Der Gelbton, wie das seltsame Blau übrigens mittels der Fachbezeichnungen unter den obigen Farbpaletten gut zu identifizieren und zu vergleichen, ist von ausgesuchter Widerlichkeit, eine Kränkung unserer Augen.

Tatsächlich deckt sich dieser unsägliche Gelbton mit den Ablagerungen (Damen bitte weghören) in ungepflegten Männerurinalen, die man in dieser Form heute gottseidank nicht mehr oft findet, die aber vor Jahrzehnten noch allenthalben existierten.

Da ich den Webseitenmachern keine Farbenblindheit unterstelle, frage ich mich, was sie zu diesem Gelbton veranlaßt haben mag. Er spielt ins Grünliche, hat eine Spur Rötliches in sich und dürfte der

*kälteste, widerlichste, unerfreulichste Gelbton

sein, der überhaupt erzielt werden kann. Die Botschaft ist "kalt und schmutzig". Das ist auch deshalb so spürbar, weil Gelb - meine Lieblingsfarbe - viele freundliche, warme, wunderschöne und erfreuliche Töne haben kann.

Spätestens hier müßte nun die ästhetische Diskussion beginnen: Wenn zwei Farbtöne, jeder für sich ganz unmöglich und schrecklich, in dieser Beharrlichkeit beibehalten worden sind, dann hat das dies und das zu bedeuten.

Aber interessiert das Thema überhaupt die Antiquare? Da ich das nicht weiß, will ich den Text für heute hier abbrechen, mit freundlichen Gruß auch an den erwähnten Twitter-Kollegen. Schade, daß man via Twitter nicht gut diskutieren kann.

Samstag, 16. Oktober 2010

Portalseiten-Test der Bücherdatenbanken. 1. Das ZVAB

Von 2010-10-16

Bitte ziehen Sie zur Beurteilung der Farbwerte unbedingt die Originalseite www.zvab.com heran. Meine verkleinerte Abbildung oben bringt die schreckliche Detailwirkung, von der wir unten sprechen, nicht heraus.

Wie immer gibt dieser Test nur meinen persönlichen Eindruck wieder. Wer Webseiten ins Netz setzt, der erfreut oder mißhandelt die Leser und muß damit rechnen, daß sein Wirken bewertet wird.


Zunächst fällt ins Auge, daß "Schnellsuche", mit einer allzu kurzen Suchmaske, links oben in Babyblau angeboten wird, gleich daneben noch einmal, diesmal mit viel zu langer Suchmaske in Schwarz und Himmelblau. Dies wirkt ziemlich ungeschickt, der Leser stutzt und vermutet Schludrigkeit oder Wurstigkeit hinter solcher doppelter Mopplung, jedenfalls nichts Erfreuliches.

Grundfarben: Während des ganzen Portalbesuchs irritierend wirkt das schwule Babyblau. Wir haben nichts gegen Schwule, eher im Gegenteil. Aber das Verständnis für ihre Lebensform geht nicht soweit, die unerträglichen Kitschfarben, die ihnen zugeordnet werden, schön zu finden. Denn es handelt sich nicht um irgendein Babyblau, sondern um jenes mit ausgesuchter Grausamkeit eine Spur zu süßlich angesetzte Blau, das uns das unglückliche ZVAB hier vorführt. Merke, es gibt Farben, die wehtun wie eine Ohrfeige. - Daß der Kontrastabgleich zum Schmutziggelb nicht stimmt, paßt ins Bild. Wie man es fertigbringt, ein ursprünglich freundlich-fröhliches Normalgelb um jene "unmögliche" Nuance ins Schmutziggraue, Depressive zu ziehen, das hat uns das ZVAB bei irgendeiner Reform seiner Farben vorgemacht. Wir sind nicht amüsiert.

"Hier können Sie Ihre Suchanfrage noch weiter verfeinern:" Bitte gelegentlich die Elementargesetze sprachlicher Logik zu beachten. Der Kunde kann nicht etwas "weiter" verfeinern, das er noch gar nicht "verfeinert" hat. Will sagen - die erste Suchmaske diente ja, das ist ihre Stärke, zum Eingeben beliebiger Suchworte. Dies ist keine Verfeinerung gewesen. Der Nutzer soll ja jetzt erst mit der Verfeinerung beginnen. Er verfeinert also nicht "weiter", sondern fängt erst damit an.

Es ist das Ärgerliche an solchen peinlich wirkenden und irritierenden Sprachschnitzern, daß ihre Aufdeckung viel Zeit braucht, während ihre Vermeidung flugs zu erledigen gewesen wäre.

Die "Suchvorschläge" wurden von Kollegen schon kritisiert im Kommentarteil des Börsenvereins-Netzdienstes und ich muß gestehen, daß sie mir auch überhaupt nicht gefallen. Aber es ist Geschmacks- und Ansichtssache und ich beziehe das nicht in die Wertung ein.

An sich bin ich gegen mehr oder minder kryptische Einträge im Startfeld. Wer weiß schon, was er unter "Gutscheine einlösen" verstehen darf und ob er es ankreuzen soll. Aber "Gutschein" ist immer positiv besetzt und so schadet das Feld mindestens nicht.

"Das ZVAB - Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher - ist weltweit das größte Online-Antiquariat für deutschsprachige Titel. Über 4100 professionelle Antiquare aus 27 Ländern bieten auf zvab.com rund 30 Millionen antiquarische oder vergriffene Bücher in vielen Sprachen sowie Noten, Graphiken, Autographen, Postkarten und Schallplatten zum Kauf an."

Dieser Anpreisungstext, an dieser zentralen Stelle stört er in seiner Ausführlichkeit den Lesefluß, ist juristisch bedenklich. Erstens ist ZVAB kein "Antiquariat", sondern eine Zusammenstellung der Bestände vieler Antiquariate. Wer das n u r zusammenstellt, "ist" deshalb selber noch lange keines. Aber lassen wir das dahingestellt - Mengenangaben müssen als Werbeargument sorgfältig redigiert werden. Da ist man auf Glatteis. Würde etwa bookfinder klagen gegen den ZVAB-Text, würde es sofort gewinnen - denn es bietet mit Sicherheit mehr d e u t s c h e Titel an, wenn nicht überhaupt weltweit mehr. Und es ist als Meta-Suchmaschine ebensosehr (oder nach meiner Auffassung ebensosehr n i c h t) ein "Antiquariat", wie es das ZVAB (nicht) ist. Fazit: Vorsicht mit solcher Werbeklingelei. Ich halte ferner die Vermischung der "deutschsprachigen" Bücher im ersten Satz mit den weltweit einbezogenen 6500 Antiquariaten für irreführend. Indem ich mit allerlei Tricks und "Kooperationen" den englischen und französischen Bestand fremder Bücherportale einmenge, erwecke ich falsche Eindrücke beim Kunden. Der ganze Text ist in dieser Form bedenklich.

Das "Uni-ZVAB" ist eine pfiffige Idee und in seiner Form brauchbar. Die Titellisten sind nützlich und können angesichts der schauerlichen bibliographischen Unkenntnis gerade der jüngeren Semester eine gute Nothilfe sein. Ich will den grauenhaften Umgangston, mit dem sich die Texter hier dem (vermeintlichen) Umgangston der "Jugend" würdelos-peinlich anbiedern und anschmusen, nicht näher kommentieren, sonst würde eine Schlammschlacht entstehen. Ich finde diesen Sprachstil widerlich - Textbenotung aus mehreren Gründen eine glatte "6". - Wie auch immer, ich würde wenigstens darum bitten, keine Standard-Graphiken lachender Studentinnen zu verwenden. Die kennt nämlich der jugendliche Nutzer aus den Gratis-Bildvorlagen der US-Graphikdienste. Bitte etwas origineller. Der Student blickt drein, als müsse er dringend zur Toilette, die Studentin hat gerade Hasch genommen oder ein Marienerelebnis gehabt.

Die "Kinderbuch"-Ecke entpuppt sich, anders als das in der Idee recht nette Studentenportal, als peinliche Fortsetzung der alten, immer noch nicht beerdigten ZVAB-Manie, teils blöde, teils dröge, immer aber todlangweilige Erläuterungstexte zu bestimmten Bücherarten zu veröffentlichen, in der vergeblichen Hoffnung, daß sie vom Nutzer gelesen werden mögen. Was uns Sigrun Putjenter in Sachen "Kinderbuch und Automobil" hier zumutet, ist so unerträglich in der Form, daß ich den Gehalt erst gar nicht untersuchen mag.

"Waren die Sachbücher zuvor vornehmlich erzählender Natur, so setzt sich nun ein wohl differenzierter und ansprechend illustrierter, informativer Sachbuchstil durch, " - "Nachdem selbst die lange Zeit so attraktive wie exklusive Fliegerei zum Massenphänomen verkam, beflügeln an der Schwelle zum 21. Jahrhundert nur noch die Raumfahrt bzw. Autorennen die Phantasie der jungen Leserschaft, da man hier in aller Regel auch in Zukunft auf eine Beobachterrolle reduziert sein wird." - "Darüber hinaus entspannt sich die zuvor zuweilen drastische Haltung zur technischen Innovation im Bilderbuch. "

Solche Texte sind eines Antiquariatsportals unwürdig.

Zurück zur Startseite.

Ein Häppchen deutscher Literatur wird vorgestellt, exemplarisch und aus aktuellem Anlaß. Keine schlechte Idee. Wer sich für Literatur interessiert, der wird das gern anklicken. Zumal wenns um Thomas Mann geht.

Was uns nun aber - ohne Autor, also quasi ZVAB-offiziös - präsentiert wird, ausgerechnet im Angesicht eines der größten deutschen Sprachkünstler, ist das hilflose Gestammele eines Unterprimaners, der den Deutschunterricht abgewählt hat.

"Die Spannung steigert sich stufenförmig. Am Ende fällt ein tödlicher Schuss. Viel früher, als die Atmosphäre im italienischen Badeort für die Familie des Erzählers immer unerträglicher wurde, hätte sie abreisen können oder sollen - oder nicht? Der Erzähler gibt seine - pädagogische - Antwort, die Thomas Manns Haltung gegenüber Zeitereignissen, weit über diese Stelle hinaus, auf geradezu geniale Weise beschreibt:"

Hier ist nun alles falsch und peinlich. Von der sich "stufenförmig steigernden" Spannung, über die Atmosphäre und/oder die Familie, die "hätte abreisen können oder sollen - oder nicht?", über die "pädagogische" Antwort (o Gott, meinte der Schreiber "päderastisch"? Dann gäbs wenigstens einen tieferen Sinn) bis zum frechdummen Kommentar "auf geradezu genialische Weise". Armer Thomas Mann, in die Hände welcher Stümper bist Du gegeben...

So geht der ganze Text weiter. Das ist eine einzige Schande! Si tacuisses, liebes ZVAB...

Wieder zurück zur Startseite. Neues Textfeld zum Anklicken - Geschichte der Zensur

Was da über die Geschichte der Zensur in Mittelalter und Neuzeit steht, ist in der Einseitigkeit i n f a m. Die katholische Kirche wird als Hort und Agent der Zensur dargestellt, der sie zweifellos a u c h war - aber verschwiegen, daß die ganze damalige Welt, mitsamt den anderen Kirchen, mit fast allen Herrschern, Stadträten und Finanzagenten nur eines im Sinn hatten: Z e n s u r.

Dieser Text ist in der hier stehenden Form eine Fälschung, eine Gemeinheit gegenüber der katholischen Kirche. Entweder ich stelle das - hochinteressante - Phänomen der Zensur ausgewogen dar - oder gar nicht. Welcher Esel hat diesen Text so ins Netz gestellt?

Tief aufseufzend zurück zur Startseite.

Der prominent hervorgehobene rote Button rechts "Unser Service - Ihre Vorteile" ist, Kollege RFMeyer wird entzückt sein, etwas zum "Ausprobieren" für den gern um die Ecke denkenden und mit viel Spiel-Zeit versehenen Kunden. Klicken wir ihn an, kommt der von den Kollegen schon oft kritisierte, an sich ja aber ganz sinnvolle Schmus von der "Qualität" zum Vorschein.

Vorsicht, Abmahngefahr: Ich darf die - gesetzlich vorgeschriebene - 14tägige Rückgabefrist nicht als herausgehobenen bzw. dem Kunden besondere Vorteile verschaffenden positiven Kaufanreiz anpreisen. Das geschieht hier. Schnell ändern! Der Button hieß ja "Unser Service - Ihre Vorteile" und soll zur Heraushebung bzw. Anpreisung spezieller ZVAB-Vorteile dienen. Und da darf die 14-Tagesfrist nicht mit in der Reihe stehen. Sie werden es nicht ändern, ich weiß. Aber irgendwann kömmt ein armer Rechtsanwalt, dem zum Rolls noch die Teakverkleidung des Reserverades fehlt, und mahnt ab.

Unten stehen 5 hübsche Portraitfotos, die sich zwar im Rahmen markieren, nicht aber anklicken lassen. Solche Spielereien irritieren. Zumal "Golo Mann" und "Pasolini" unmotiviert im Felde stehen, etwelche Reste früherer Beiträge, vermute ich mal.

Zum Bücher-Michel, der sich als eine Art unauffälliges Werbefeld rechts in der Mitte befindet, versage ich mir jeden Kommentar. Schauerliche Mißgeburt, von A-Z verdorben und verhunzt, Gott steht uns bei...

"Das bedeutet für Sie eine Datenbank mit hunderttausenden von Titeln...Ab dem 1. September haben Sie die Möglichkeit" - Das Stammel- und Portokassendeutsch des Einführungstextes sagt schon alles.

Zurück zur Startseite.

Hübsch ist das Feld "Antiquariat des Monats" gestaltet. Gute Idee, nett umgesetzt. Klicken wir drauf, schauen wir mal.

Bedauernswerter Kollege Siegrist in Wädenswil, wo ich meinen alten Käfer reparieren lassen mußte und gut zu Abend gegessen habe, lang ists her - wem bist Du zum Opfer gefallen?

"Täglich verbunden mit Büchern, Lesern und Sammlern" - ja, vielleicht nicht "täglich"? "verbunden" per Telefon, im gemeinsamen Gedenken an Kollegen Heuberger?, mit dem Geist Thomas Manns? Sind Leser keine Sammler? Wie bin ich mit Büchern "verbunden"? Papier desinfiziert, Druckerschwärze auch, wir wissen es, aber es gibt doch inzwischen Leukoplast? - "und dies praktisch über alle Zeiten." ... und unpraktisch? - "Es ist immer ein Stück Lebensgeschichte, Zeitgeschichte und Schicksal mit einem Buch verbunden, sei's nun der Autor, der Protagonist oder die Leserschaft." ...schon wieder wird hier verbunden, ein rechtes Krankenhaus haben wir da. Autor, "Protagonist" und Schicksal wirbeln wild durch die ZVAB-Flure. Zu Hülf, zu Hülf!

Genug des grausamen Spiels. Kollege Siegrist ist bestimmt ein netter Mensch. Aber es ist einfach nur taktlos, den Kollegen durch unveränderte Übernahme solcher Texte an den Pranger zu stellen. Hier würde man als Redaktor in ZVAB-Diensten doch nachfragen, vertiefen, verständlich machen und die sprachliche Form (das Schweizerdeutsch kommt ja noch hinzu) glätten müssen. Ich bin mir sicher, daß man durch kluges Nachfragen eine Menge Erfahrens- und Lesenswertes aus dem offenbar zunächst sehr gehemmten Kollegen herausgebracht hätte, behutsam in gutes Deutsch gebracht.

Wenn das ZVAB s o l c h e Interviews fortsetzen möchte, würde ich jedem, aber wirklich jedem Kollegen raten, sich dem zu verweigern. Welcher Unglückswurm in der Villa am Starnberger See hat denn diese Form des Abfragens und Wiedergebens zu verantworten?

Zurück, etwas ernüchtert, zur Hauptseite.

Der ZVABlog (ach, ein Wortspiel, wie nett...) entpuppt sich als eine graphisch ungeschickt gestaltete, ansonsten aber ganz ordentliche Kopie eines beliebigen Literaturcafé-Blogs. Kann man machen, muß man aber nicht. Immerhin, "schadt nix".

Hinüber zur linke Randseite: Klickt man das (in blöder Fremdwörtelei "Services" genannte) zweitoberste Feld an, versteht man, daß hier S o n d e r d i e n s t e für ausgewählte Benutzergruppen angeboten werden, für Studenten (siehe oben), für Bibliotheken (ein guter, aber viel zu vollmundig angepriesener Dienst, denn "maßgeschneidert für Bibliotheken" ist hier nur die Abwicklungstechnik, nicht etwa das Angebot) und für Buchhandlungen. Immerhin, hier wird solide gearbeitet, und überhaupt scheint mir der Bibliotheksdienst, der sich ja auch an Institute usw. wendet, noch ausbaufähig zu sein. Tiefes Aufatmen also nach dem Schmus und Unfug der rechten Randleiste.

Bewertung der Portalseite:

Schwere Fehler: Schwules Babyblau der Grundfarbe, depressives Schmutziggelb - vernichtend, weil die Frage, wie gern ein Portal angeklickt, ja sogar wie spontan es erinnert wird, stark von der Farbwirkung abhängt. Hier wird purer E k e l gerneriert, ein Unwohlsein. Ich assoziiere: Verdreckte Herrentoilette im Minsker Hauptbahnhof mit Plaste und Elaste aus Zschkopau. Wir reden, bien entendu, von der F a r b w i r k u n g.

Seltsame doppelte Suchmaske und dümmliche "noch- weiter- Verfeinerung": Kleinere Fehler, die nur kurz irritieren.

Etwas zu vollmundiger, sachlich nicht unbedenklicher Anpreisungstext: Keine Negativbewertung, da es als "üblich" in Portalen hingenommen wird.

"Uni-ZVAB" bringt eine positive Bewertungsziffer, auch bei Nicht-Studenten wird damit "jung" und "modern" assoziiert. Das setzt Akzente gegen den vermuteten "Muff-Charakter" alter Bücher und ist zwar in unerträglichem Jargon, aber doch gekonnt umgesetzt.

Die "Kinderbuchecke" ist sprachlich gesehen schauerlich, trotzdem nur schwache Abwertung, weil man bei Kinderbüchern nicht so genau hinsieht.

Thomas-Mann- oder literarische Häppchen-Ecke: Dadurch ganz massive, schädliche Herabsetzung des Niveaus des ZVAB gerade bei denjenigen Kunden, auf die es als Meinungsmacher ankommt, in einem hochsensiblen Feld. Fast so schwerwiegende Abwertung wie bei der Grundfarbenmisere. So etwas darf einfach nicht passsieren!

Zensur-Sachtext: Könnte, wie bei mir geschehen, katholisch-historisch Interessierte zur Verzweiflung bringen. Ansonsten aber eher marginal, nur gelinde Bestrafung.

Die Vorführung des Kollegen Siegrist in einem takt- und gefühllosen Interview, das nicht ausreichend redigiert worden ist: Mittelschwere Notenverschlechterung. Verstöße in Fragen des Takts sind nicht zu unterschätzen.

Die restlichen kleineren Merkmale können für heute unter den Tisch fallen.

Eine Benotung soll erst im Vergleich mit den anderen Portalseiten erfolgen. Der Gesamteindruck des ZVAB-Portals, soviel kann gesagt werden, ist gegenüber früheren Besuchen nicht erfreulich.

Freitag, 15. Oktober 2010

Innovationsbewertung und Ausbildung im Antiquariat





Der aufmerksame Leser wird mit ärgerlichem Hochziehen der Augenbrauen festgestellt haben, daß ich im letzten Aufsatz die beiden wichtigsten Arbeitsbereiche einer politischen Vertretung im Antiquariat mit Schweigen übergangen hatte: Was bitte ist denn mit Innovation und Ausbildung?

(Um ein halbwegs einheitliches Bild zu erzielen, bleibe ich im stichwortartigen Stil. Das ist auch sonst gut, denn ich spreche zur Zeit durchgängig schweizerdeutsch und das färbt unweigerlich auf den Schreibstil ab. Texte zwischen Keller und Dürrenmatt wollen Sie aus meiner Feder nicht haben.)

Kommission für Innovation und Krisenmanagement

- Feststellen, Beschreiben und Bewerten bereits eingeleiteter oder voraussichtlich zu erwartender Entwicklungen, die für das Antiquariat von Bedeutung sein können

-- Bedeutung der F r a k t u r. Dafür müßte aus Sicht des mittleren Antiquariats, siehe meine übliche (üble?) Stufeneinteilung, eine eigene Kommission eingerichtet werden. Verläßliche Quellen zur Lesegewohnheit und Lesegeübtheit der alten Schrift fehlen - größtes Hindernis, um zu verläßlichen Zahlen zu kommen, ist die Scham der zu befragenden Klientel. Wer gibt schon gern zu, besonders im akademischen Milieu, daß er Mühe hat, Fraktur zu lesen? Noch schwieriger die Ermittlung des gefühlsmäßigen Verhaltens zur Fraktur. Beides, Geübtheit wie auch Gewohntheit/ Vorliebe entscheidet aber über den Verkauf solcher Texte. Taugen Standard-Klassikerausgaben um die Jahrhundertwende als Kriterium (Bongs goldene Klassiker, vorher Hempel) oder sind da texteditorische Gründe maßgeblich?

Strategien zur Behebung der Misere. Tatsächlich kommen weiterhin und noch auf längere Zeit fallweise größere Mengen an Frakturtexten herein, Hoffnung auf Aussitzen der Frage ist illusorisch. Gibt es Bündnispartner im Schulbereich? Kann Frakturlesen wieder Eingang in den Lehrplan finden, sollen wir Antiquare das fördern (zugleich als werbewirksame Öffentlichkeitsarbeit?). Was spricht eigentlich für das Frakturlesen (vieles - Lesegeschwindigkeit, Kürzellesen, Buchstabenbilder, Bedeutung der Serifen für die Lesekultur, Kampf gegen die Arial-Buchstabenaskese).

Wie geht der Antiquar praktisch um mit Frakturbüchern? Soll das in der Titelaufnahme vermerkt werden, und wenn ja, wie? Handhabung muß mit w+h, GBV usw. abgesprochen werden, auch mit den Bücherverkaufsdatenbanken. (Anmerkung: Wie sind sie eigentlich zu benennen? Zur Unterscheidung etwa zum KIT (ex Karlsruher virtueller Katalog) und den Bibliotheks(verbunds)kalalogen meinen wir Antiquare ja (zunächst nur) Verkaufs- Bücherdatenbanken. Portale sind wieder was anderes? Diese Namensfrage ist zu klären.

-- Bedeutung der vom Netz abgekupfterten und der "automatischen" N a c h d r u c k e. Das betrifft sowohl die frechdummen Diebstahls-, Aufbereitungs- und Billigdruckaktionen, bei denen aus Wikitexten "Bücher" gemacht werden, als auch die Neudrucke aus diversen eingescannten und ins Netz gestellten (sic) "Digitalisierungen". (Sprachregelung, daß aus der Fraktur in Antiqua übertragene Texte etwas anderes sind, auch juristisch, als direkt in Antiqua "als Buchstaben" eingestellte Texte, und diese wieder etwas anderes als "fotografierte" = (nur) eingescannte und in Bildform ins Netz gestellte Texte. Klare Definitionen mindestens für unseren internen Sprachgebrauch müssen her, sonst wissen wir gar nicht, worüber wir im Einzelfall reden).

Ich halte eine Befassung der Antiquare mit dem Nachdruckwesen neuer Art für äußerst wichtig. Hier müßten Tagungen und Ausschußsitzungen stattfinden. Merke, zur rechten Zeit erkannte Gefahr ist gebannte Gefahr! Durchrechnen der Kosten- und Gewinnmarge bei den bisherigen Nachdrucken, besonders bei den "dummfrechen" (etwa Nabu-Press), Analyse, wie die Bücher-Verkaufsdatenbanken sie darstellen und abrufbar halten (in Amazon ganz katastrophal, ein Test etwa mit ortskundlicher Literatur führt zu abstrusen roßtäuscherischen Resultaten (Kontakt zu Verbraucherschutz sinnvoll?).

Gegenstrategien der Antiquare nur auf politischer Ebene möglich. Die Nachdruckseuche kann das klassische Antiquariat der mittleren Stufe innerhalb ganz kurzer Zeit buchstäblich ruinieren. Überdies Imageschädigung durch Eingewöhnung alter Drucke als "schäbig" und "billig". Alte Bücher als gelumbackte, schludrig fotokopierte und dümmlich standardgebundene Broschüren. Zusammenhang mit den kopierten Raubdrucken der 68er-Bewegung untersuchen, Querverbindungen? Lehren hieraus?

Unterschiede zu den seriösen Nachdrucken ansehen, Rolle der teuren Nachdruckverlage (z.B. Wiesbaden, München) durch extrem hohe Preise schädlich oder nützlich für den Antiquar (interessante Frage)

Grundfrage: Soll sich der Antiquar zum Herrn der Nachdruckszene machen, sich selber aufs Roß setzen (ich meine: ja), oder soll er darauf vertrauen, daß Sammler die Originale wollen?


Kommission für Ausbildung und Unterricht

Ausbildung sei die umfassende Berufsausbildung, Unterricht dagegen die themenbezogene Förderung von bereits ausgebildeten bzw. im Beruf erfahrenen Antiquaren

- - Hier muß zuvor das Schichtenmodell besonders diskutiert werden. Was unterscheidet den Arbeitsstil der Neubuch- und MA-Kollegen, der Bestandsaufkäufer neuerer Literatur mit ganz überwiegend ISBN-fähigen Titeln vom mittleren Allround-Antiquar, der bei Privat ankauft und gut durchmischtes Lager älterer und neuerer Titel bereithält (Beispiel für Kollegen mit visuellem Gedächtnis: der Wilsberg-Laden in Münster) und diesen wiederum vom Edel-, Spezial-, Hochpreisantiquar?

Die Arbeitsmethoden differieren sehr. Psychologisches Problem, daß sich Kollegen der "unteren" Schicht beleidigt und abgewertet fühlen, wenn sie nicht auch mittlere und Edel-Methoden lernen sollen/ dürfen. Weiteres Problem, daß der Aufstieg vom unteren zum mittleren Antiquar recht oft gelingt, von der Mitte nach oben eher selten, was Gründe hat.

Diese psychologischen und praktischen Gründe sprechen dafür, an einer Einheitsausbildung für das Antiquariat festzuhalten, auch wenn dabei (vermeintlicher oder tatsächlicher) "unbrauchbarer Schrott" mitgelernt werden muß.

- - Traditionelle Handbücher (nicht nur, aber vor allem der Wendt) sind aus Sicht des gehobenen Antiquars geschrieben. Kurioserweise hraucht der Edelantiquar aber solche Lehrbücher nicht. Sie werden von unteren und vor allem vom mittleren Bereich genutzt - der aber vermißt zurecht vieles, was ihm im unteren und mittleren Sektor nützlich wäre. Fazit, auch wenns schwer fällt, daß ein neuer, eigener

* Gemeinschafts-Lehrkurs der Antiquare

hergestellt werden muß. Frage, was die bisherigen Kurse da hergeben? Wurden Skripte erstellt? Wurden sie ganz verhehlt oder zu teuer verkauft? Ich habe noch kein Skript gesehen, bin allerdings arm. Wer erstellt die Skripte? Soll die Diskussion darüber nach Vorbild der Wiki-Diskussionsseiten geführt werden, oder ist dafür ein Ausbildungsforum geeigneter?

Da ich nach Schulherauswurf ein Oberstufenjahr mit den monatlich 13 Lehrheften der Akademikergesellschaft für Erwachsenenbildung (früher AfE, heute Akad) überbrückt habe, bin ich engagierter Freund von Fernlehrkursen, freilich nur mit schriftlichen und mündlichen Vertiefungen und Prüfungen. Sinnvoll vielleicht Kombination von Fernlehrkursen und Blockunterricht in der Buchhändlerschule in Frankfurt. Soll das Material öffentlich ins Netz gestellt werden? Ja, aber die damit obligatorisch verbundenen Prüfungen bzw. Praxisvertiefungen nur gegen Gebühr.

Die Erfahrungen der AG im Börsenverein mit einbeziehen, die Weiterbildung dort war freilich strikt aufs Edelantiquariat ausgerichtet. Kolleginnen wie Bookmarathon müßten sich dort - zurecht - veralbert vorkommen. Andererseits lesen sich die Berichte im AdA über die Fortbildungsveranstaltungen sehr sympathisch. Frage deshalb, ob sich

*beide Lehrarten kombinieren

lassen, und - immer wieder - die Frage der echten Einbeziehung unserer unteren Berufsschichten.

Durch keine andere Tätigkeit kann der Zusammenhalt der Antiquare so gut gefördert werden wie durch ein offenes, nicht verhehltes Kurssystem mit schriftlichem Lehrmaterial.



Ich danke meinem verehrten Kollegen Koestler für die liebenswürdige Übermittlung des Buchdeckels


Nachschrift:

Werte Kolleg/in "Behnke-Buch": Sie stellen im Börsenblatt/ Netzteil Antiquariat zurecht fest, daß die Idee zum Bücher-Michel von mir stammt. Ich hatte sie in mehreren ausführlichen Beiträgen entwickelt. Es bleibt mir deshalb ziemlich unverständlich, daß Sie geruhen, mich im gleichen Atemzug als "Foren-Troll" zu bezeichnen.

Daß ich die von mir angedachten Projekte nicht verwirkliche, hat einen einfachen Grund. Es gibt dies und das, was ich zur Beschaffung einiger trockener Brötchen, für die Versorung meiner Spinnen + Käferchen und zum Erwerb neuer warmer Socken für den Winter tun muß, zu deutsch: ich arbeite für gewöhnlich den lieben langen Tag über.

Sollten die verehrten Antiquare wünschen, daß ich an der Verwirklichung meiner Ideen mitarbeite, dann müssen sie es mir sagen. Ich knapse dann schon die notwendige Zeit dafür ab. Solang ich aber nichts höre, werde ich auch nicht tätig. Für wen? Wozu?
Von 2010-10-15

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Der Aufgabenkreis einer politischen Vertretung der Antiquare

Von 2010-10-13



1.
Portokommission, vor allem für Sammelabschlüsse

- Vereinbarung einer neuen Büchersendungsform (versichert bis 50 Euro, Selbstverbuchung über EDV, Gewicht bis 2 kg)

- Einführung einer neuen Paketform (versichert bis 100 Euro, Gewicht bis 10 kg, größte + kleinste Kantenlänge bis 50 cm)

- Sammelbezug einer Einheitspappe für 1-3 Bücher, Kreuzdrehsystem, und eines Standard-Faltpakets (größte + kleinste Kante zusammen 50 cm)

- damit verbunden Abschluß einer Sammelvereinbarung zur Verpackungs-Entsorgungspauschale (die meisten Kollegen zahlen derzeit 50-100 Euro im Jahr zuviel)

- Lieferung nach der Schweiz und Österreich und von dorthin nach Deutschland zu ermäßigtem Portosatz, damit auch Aufbrechen der unsäglichen Portomauschelei für Pakete in die Schweiz, ähnlich rabiat sind die Kungeleien der österreichischen Post für den Versand nach Deutschland. Mit solchen Vereinbarungen verpflichten wir uns die Kollegen in CH und A mehr, als wir ahnen.

2.
Datenbankkommission

- Zusammenarbeit mit allen Bücherdatenbanken, Verabschiedung von Mindeststandards, Schlichtungen und Verhandlungen mit den Bücherportalen im Interesse der Antiquare

- mittelfristig Aufbau einer eigenen oder adpotierten Datenbank der Antiquare, Koexistenz oder Umzug an einem Tag x

- langfristig Übernahme des Auktionsgeschäfts in Eigenregie der Antiquare

- besonderes Augenmerk auf kostenpflichtige Dienstleistungen zu Lasten des Antiquariats (w+h, Büchermichel, Auktionsergebnis-Verkäufer, "kostenlose" Dienstleister ("ich mach was mit Büchern" usw.)

3.
Webseitenkommission, auch für Adressennachweis zuständig

- Förderung von Webseitenzusammenschlüssen, Verabschiedung von Webseitenstandards als Empfehlungen, Frage der Einbindung großer Datenbanken, evtl. Vergabe einer anzupassenden Norm-Webseite als Dienstleistung

- Unterhalt tabellarischer und topographischer Adressenlisten aller Antiquare mit Google-Kartierung

- Erstellung und Druck eines kleinen Handbuchs, das mit Fotos und beschreibendem Kurztext alle Antiquariate enthält, jede Firma halbseitig, etwa 300 Seiten, gegen kleine Schutzgebühr (Druck in Zagreb oder Belgrad) abzugeben

4.
Neubuchkommission

- Untersuchung des Projekts einer Einbindung aller Antiquariate in die Bestellung und Lieferung von Neubüchern

- Klärung der komplizierten, aber vordringlichen Probleme im Bereich des modernen Antiquariats (MA), der Remittenden und des Ramsches

- Zusammenarbeit mit dem örtlichen Buchhandel, Untersuchung, inwieweit ein Bündnis mit den unabhängigen Buchhandlungen auf Orts- und Bundesebene möglich ist

- Zusammenarbeit mit dem Börsenverein

5.
Kommission für interne Zusammenarbeit

- Klärung der Probleme, die zwischen den bestehenden Verbänden und Arbeitsgemeinschaften der Antiquare entstehen können, Versuch einer Koordination, Synergiefragen, ILAB-Datenbank

- Internationale Zusammenarbeit der Antiquare, vor allem Aufbau einer engen Zusammenarbeit mit den US-Verbänden

- Förderung einer örtlichen Zusammenarbeit der Antiquare, gemeinsames Anmieten eines "Hauses der alten Bücher"

6.
Kommission für Werbung und Qualitätssicherung

- Diskussion und Verabschiedung von Qualitätsnormen und Empfehlungen für alle Arbeitsbereiche im Antiquariat

- Normierung der Titelaufnahme in Zusammenarbeit mit w+h, dem GBV, der Deutschen Bücherei usw., Verabschiedung von Kürzeln zum Erhaltungszustand, Überlegungen zu einer Standard-Sachgruppeneinteilung

- Gemeinsame Absatzförderung durch Werbung jeder Art, Imagepflege

7.
Preis- und Kartellkommission mit Frage eines gemeinsamen Büchervertriebs

- Diskussion der Ursachen für erwünschte und schädliche Preisentwicklungen, Frage von Regelpreisen, Büchermichelproblematik, Unterbietung

- Konzeption eines gemeinsamen Grosso-, Lagerhaltungs- und Abrechnungsdienstes nach Neubuchvorbild

8.
Schlichtungskommission

- klärt Probleme innerhalb des Antiquariats wie auch im Außenverkehr mit den Kunden neutral und gutachterlich

9.
Messekommission

- diskutiert neben aktuellen Fragen vor allem die Weiterentwicklung des Messewesens auf breiterer Grundlage (auch Bücherdorf, Bücherstadt)

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Wie kann man sowas organisieren? Mein Vorschlag:

Alle Kommissionsmitglieder werden g e w ä h l t . Wahlberechtigt sind diejenigen Antiquare, ob haupt- oder nebenberuflich, die eine amtliche Gewerbeerlaubnis auf ihren Namen vorweisen können oder die haupt- oder nebenberuflich in einem Antiquariat angestellt sind (persönliches, nicht Firmen-Stimmrecht).

Im EDV-Zeitalter kann die vorbereitende Diskussion wie auch die Wahl elektronisch erfolgen, was voraussetzt, daß sich alle Kollegen im Netz vorstellen (Bild, Text, Werdegang, Grundüberzeugungen zum Beruf). Die Durchführung im einzelnen muß natürlich noch diskutiert werden.



Das hübsche Bild der Duck-Familie ist Eigentum der Webseite scrooge-mcduck.com. Wir danken für die freundliche Ausleihe. Bild wird auf formlose Anforderung hin entfernt.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Online-Handel im Antiquariat - Anmerkungen zum Frankfurter Workshop des Börsenvereins

Von 2010-10-10


Vorbemerkung: Siehe auch die Kollegen RFMeyer und Parduhn


Björn Biester frägt im Netzdienst des Börsenblatts, warum ich nicht auf der Frankfurter Buchmesse gesichtet wurde. Vermutlich hat, per Wortzahl abgerechnet, von uns Antiquaren niemand mehr geschrieben über die Probleme unserer Altbuch- Suchmaschinen als ich. Weshalb ergriff ich nicht die Gelegenheit, einige der beteiligten Herren kennenzulernen und die von mir zu erwartenden provokativen Fragen zu stellen?

Das hat zu allererst technische Gründe. Ich wills erklären. Wir haben Philosophen unter uns (Parduhn), Religionshistoriker (RFMeyer) und Germanisten (Biester). Also dürfen wir vom Kollegen Parduhn unverständliche Bandwurmsätze erwarten, von RFMeyer mythische Komplizierungen und von Biester emsig-nüchterne Literaturrecherchen. Da ich nun Soziologe bin, erlaube ich mir, technisch-taktische Gesichtspunkte ins Feld zu führen. Ich habe gelernt, wie man Veranstaltungen durchführen sollte - und wie nicht.

Daß das ZVAB heute nicht in genossenschaftlichem Besitz ist, liegt mit einiger Sicherheit daran: Eine - nun schon der Geschichte angehörige - Versammlung der Antiquare war technisch-taktisch derart angelegt worden, daß eine systematische Entwicklung von Gedanken, eine Darstellung von Zusammenhängen, eine geordnete Meinungsbildung und Diskussion nicht möglich war.

Damals wie heute sind die Probleme des Datenbankabsatzes für uns Antiquare viel zu vielschichtig, viel zu verwickelt, als daß Biesters "Workshop"-Konzept in einer zweistündigen Veranstaltung zu realisieren gewesen wäre. In Wahrheit exerzierte die AG des Börsenvereins nur eine durchaus nützliche Fragestunde zu allen anliegenden Datenbankfragen.

Das kann nicht schaden. Aber es hat sehr wenig zu tun mit jenem Mindestmaß an Meinungsbildung, an Diskussion und Ergebnissuche, das besonders dann so interessant sein kann, wenn wie hier endlich einmal beide Seiten am Tisch sitzen, die Nutzer (oder Opfer) und die, die im Interesse dieser Nutzer oder Opfer arbeiten (oder sie als Milchkühe ausbeuten).

Friedlich k a n n das Verhältnis zwischen beiden Seiten nicht sein - und soll es auch nicht, wie ich hurtig hinzufüge. Denn nur aus der ehrlichen Offenlegung der Konflikte, mehr noch der V e r d a c h t s - Momente, der Befürchtungen kann am Ende eine vertrauensvolle Symbiose entstehen.

Hochinteressant wird eine Veranstaltung dieser Art besonders dann, wenn, wie gestern geschehen, auch umsatzmäßig klitzekleine Außenseiter, die aber zündende Ideen haben, sich treffen mit sicher im Sattel sitzenden Größen des Gewerbes. Nun hat die Welt der Datenbanken ja ihre eigenen Gesetze und Regeln, ich weiß aus der Verwandschaft, daß es dort Berührungsängste eher nicht gibt und man sympathisch-unvoreingenommen miteinander umgeht.

In der Welt der Antiquare aller Schichten und Sorten ist es schon anders - das Gemenge aus eigensinnigen, zu Unrecht von Minderwertigkeitsgefühlen geplagen oder saudummen, aber eingebildeten Antiquaren, von saturierten "IchweißnichtwasIhreigentlichwolltmirgehtesbestens"-Kollegen bis zu ewigen Kleinigkeits-Kritikastern ("zvabhatschonwiederdieGrundbebührum0,05%erhöht,Protestmarschmußerfolgen", Nörglern und Katastrophensehern, ist schwer zu durchschauen.

Hat man da einmal den Durchblick, was ich von mir sagen darf, dann zeichnen sich die sattsam bekannten drei Schichten der Unter-, Mittel- und Edelantiquare deutlich ab, quer durchzogen von den beiden Hauptwarengruppen "gebrauchtes Buch der letzten 50 Jahre" und "echtes Antiquariat mit Schwerpunkt vor 1960". Nach Adam Riese sind das minestens 6 mehr oder minder deutlich unterscheidbare Grundformen der Antiquare.

Soweit, so gut. Nun treffen also mehrere Arten von Datenbankleuten auf mehrere Arten von Antiquaren. Was dann entsteht, kann man sich vorstellen. Entweder entwickelt sich eine recht befriedigende Eigendynamik des Geschehens, ein lebendiges Hin und her eher zufällig aufgegriffener Schwerpunkte, die dann auch durchaus interessant abgehandelt werden (so scheint es in Frankfurt gewesen zu sein) - oder das Prokrustesbett einer scheußlich mißratenen Zeitplanung würgt jede tiefere Erkenntnisbildung ab (so vor vielen Jahren in Berlin).

Beides aber hat sehr wenig zu tun mit gescheiter Inangriffnahme derartiger Herzensangelegenheiten. Wenn einem bestimmte Probleme auf den Nägeln brennen, wenn sie einen wirklich angehen - und das war hier der Fall -, dann sollte ganz anders vorgegangen werden.

Das betrifft erstens die *Vorbereitungsphase.

Es sind, am besten durch eine kleine Rundfrage, aber auch nur durch Einsatz der grauen Zellen des Verantwortlichen, eine Reihe von Grundfragen vorzugeben und - im Idealfall - auch jeweils durch Thesen zu beantworten. Je provokanter das geschieht, desto besser.

In der *Durchführung sollten die einzelnen Punkte durch kleinere Arbeitsgruppen erörtert werden. Wie man das ermöglicht, das hängt von den räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten ab. Einfach ist dies nicht zu lösen, es m u ß aber zwingend geschehen. Im Regelfall reicht eine Stunde dazu aus, um jeder Arbeitsgruppe Besprechung und Thesenformulierung zu ermöglichen.

Auch die nächste Stufe sollte, in der einen oder anderen Form, so durchgeführt werden, daß sich die Mitglieder der jeweiligen Arbeitsgruppe aufs Podest begeben und den Referenten gegenübersitzen. Die Diskussion findet zwischen der Arbeitsgruppe und den Referenten statt, wobei die anderen Anwesenden sich jederzeit zum Mitreden "melden" können.

Wodurch unterscheidet sich dieses Prozedere von der Fragestunde, wie sie in Frankfurt durchgeführt worden ist? Die Meinungen, Probleme und Standpunkte sind von allen daran jeweils Interessierten bereits g e b ü n d e l t worden. Es findet eine Art Meta-Diskussion statt. Diese ist, wie sich jeder vorstellen kann, ungleich schärfer als eine ohne Arbeitsgruppen-Vorbereitung abgehaltene Fragestunde.

Es gibt noch eine Reihe bewährter Tricks und Varianten, die ich angesichts der komplizierten Strukturen auf beiden Seiten, Datenbanken wie Antiquare, besonders nützlich gefunden hätte. Ich meine da besonders eine (Niederrhein und Friesland bitte weghören) nicht geheime, sondern durchaus ö f f e n t l i c h e

*vorbereitende Diskussionsrunde im Internet.

Das hätte auch den Vorteil, weitaus mehr interessierte Kollegen nach Frankfurt zu bringen und, wichtiger noch, auch die Statements interessierter, aber wirklich verhinderter Kollegen einzuholen. Solches betrifft nun auch mich, denn mir in Zürich, wo ich zurzeit arbeite, einen Tag freizunehmen ist nicht ganz einfach, bei vernünftiger Vorplanung und Vordiskussion hätte ich das aber gern getan und mich in den ICE nach Frankfurt gesetzt.

Fazit: Sicher eine nützliche Veranstaltung, die aber weitaus mehr hätte leisten und vielleicht sogar neue Signale setzen können, wenn sie gescheiter vorbereitet worden wäre. Was man ja bei passender Gelegenheit - Wochenendseminar z.B. - nachhholen kann in Frankfurt. An mir solls nicht fehlen.


Das Foto zeigt die Teilnehmer des gestrigen Workshops der Antiquare beim Börsenverein - Dank an mundo.de, denen das Urheberrecht gehört.